SPÖ verteidigt in Wien Platz eins gegen FPÖ
Verluste für Häupl, starke blaue Zugewinne, Schlappe für ÖVP, leichtes Minus für Grüne, Neos im Gemeinderat
Wien – Der Wiener Bürgermeister und SPÖ-Spitzenkandidat Michael Häupl hat das von der FPÖ angetragene „Duell“angenommen – und unter Aufbietung aller Kräfte relativ deutlich gewonnen. Nach der ersten Hochrechnung lagen die Sozialdemokraten am Sonntag mit 39,5 Prozent klar vor der FPÖ mit 30,9 Prozent, die um 5,1 Prozentpunkte zulegte. Dennoch ist das Ergebnis das schlechteste für die SPÖ seit 1996, als Häupl zum ersten Mal antrat und nur 39,2 Prozent erreichte. ÖVP und Grüne sind als „Opfer“des Wiener Wahlduells auf der Strecke geblieben. Die ÖVP wurde auf 9,3 Prozent marginalisiert, auch die Grünen mussten leichte Verluste hinnehmen – sie fielen von 12,6 auf 11,6 Prozent. Als Sieger fühlten sich am Wahlabend auch die Neos: Sie sind mit 6,2 Prozent fix im Gemeinderat. (red)
Die Strategie von Bürgermeister Michael Häupl, die Wahl auf das Duell zwischen SPÖ und FPÖ zuzuspitzen, ist bei der SPÖ-Wählerschaft offenbar gut angekommen. 22 Prozent nannten „Strache verhindern / Zeichen gegen Strache“als Wahlmotiv. Das zeigt eine Wahltagsbefragung des Instituts Public Opinion Strategies von Peter Hajek für den TV-Sender ATV (1200 Befragte).
Häufiger wurde von den SPÖWählern nur das Motiv „mit der Arbeit zufrieden“genannt. Von den FPÖ-Wählern wurde das Thema „Asyl/Ausländer“mit 22 Prozent am öftesten genannt – gefolgt von der Unzufriedenheit mit der rot-grünen Stadtregierung. Was für den Zustand der Wiener ÖVP bezeichnend ist: Nach dem Motiv „richtige Themen“gaben die Schwarzen mit 16 Prozent als zweitwichtigstes Motiv „einzig wählbare Partei / geringstes Übel“an. Ideologie und Programmatik standen bei den Grün-Wählern mit Abstand auf Platz eins – ähnlich wie bei den Neos.
Bei diesem Block handelte es sich um ungestützte Fragen – es wurde den Befragten (telefonisch und online) also keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Sprach man die Wähler explizit auf das Asyl- und Flüchtlingsthema an, zeigte sich, dass es nicht nur für FPÖ-Wähler wichtig war.
Wienweit gaben 56 Prozent an, das Thema sei für die Wahlentscheidung „sehr“oder „eher wich- tig“gewesen. Damit war die Flüchtlingsfrage aber nicht ganz so entscheidend wie 14 Tage zuvor bei der Oberösterreich-Wahl (dort waren es 63 Prozent).
Was in der Bundeshauptstadt ins Auge sticht: Zwar wurde dieses Thema von FPÖ-Wählern mit Abstand am häufigsten genannt (für 69 Prozent sehr oder eher wichtig), aber auch bei den SPÖund Grün-Anhängern waren es mehr als 50 Prozent. Nur für die Neos-Wähler spielte das Asylthema kaum eine Rolle.
Ins Bild passt: Ein Viertel derer, für die das Asylthema wichtig war, lehnen Ausländer in Wien per se ab. Insgesamt stimmten 17 Prozent der Aussage „Mich stört es ganz grundsätzlich, dass es in Wien Ausländer gibt“eher zu. Bei den FPÖ-Wähler waren es sogar 35 Prozent.
Der Wechsel von Ursula Stenzel zur FPÖ war immerhin für 16 Prozent der Blau-Wähler „sehr wichtig“oder „eher wichtig“. Somit dürfte die frühere ÖVP-Politikerin der Partei von Heinz-Christian Strache immerhin ein bis zwei Prozentpunkte gebracht haben.
Die Zuspitzung auf Rot gegen Blau spiegelt sich auch bei der Frage nach den Spitzenkandidaten wider. Für 78 Prozent der FPÖ- Wähler war Strache „sehr“oder „eher wichtig“, bei den SPÖ-Wähler kam Häupl auf 72 Prozent.
Noch stärker zeichnet sich dieser Trend in einer Analyse von ORF/Sora/ISA (2045 Befragte) ab. Neun von zehn Wählern der jeweiligen Partei nannten dort Strache bzw. Häupl als Wahlmotiv.
Bei den Themen, die im Wahlkampf diskutiert wurden, dominierten auch in dieser Wahltagsbefragung Flüchtlinge und Asyl. 58 Prozent der SPÖ-Wähler haben das Thema „sehr diskutiert“, bei den FPÖ-Anhängern waren es 81 Prozent. Das Gefälle ist bei den SPÖ-Sympathisanten am größten. Am zweithäufigsten (aber nur von 29 Prozent) wurde das Thema Bildung und Schule „sehr diskutiert“, gefolgt von Wirtschaft und Arbeitsplätze (28 Prozent). Bei den FPÖ-Wählern wurden Sicherheit und Kriminalität von immerhin 54 Prozent angegeben.
Unzufrieden mit Bund
Was die Sora-Auswertung ebenfalls zeigt: Die Bundesregierung wird nur von einem Drittel der Wähler als positiv gesehen. Die rot-grüne Stadtregierung hingegen wurde von einer Mehrheit von 54 Prozent positiv bewertet, bei SPÖ und Grün-Wählern liegt die Zufriedenheit sogar bei 90 Prozent. Allerdings: Der Anteil derer, die Wien als „sehr lebenswert“einstufen, ist seit 2010 von 78 auf nun 66 Prozent gefallen.
Bei den Koalitionspräferenzen für die kommenden fünf Jahre unterscheiden sich die Befragungen von Hajek und Sora. Laut Hajek wünschen sich 29 Prozent der Wahlberechtigten eine Fortsetzung von Rot-Grün in Wien, bei den SPÖ-Wählern sind es sogar 53 Prozent. Was besonders auffällig ist: Nur sieben Prozent der SPÖWähler wollen eine Koalition mit Strache. Bei Sora sprachen sich 36 Prozent für Rot-Grün, elf für RotSchwarz und 19 Prozent für RotBlau. Eine Dreierkoalition wollen nur ganz wenige.