Der Standard

Die nächste Wahl kommt bestimmt

2016 konzentrie­rt sich alles auf die Hofburg, 2018 kommt dann ein Superwahlj­ahr – wenn die Regierung so lange hält

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Nach der Wahl ist vor der Wahl, und so haben die Strategen in den Parteizent­ralen den nächsten Termin schon längst im Fokus. Es ist realpoliti­sch nicht die wichtigste Wahl, vom Prestige her geht es allerdings um viel: Wer stellt den nächsten Bundespräs­identen?

Bis zum Jahr 2018 finden – planmäßig – in Österreich keinerlei Wahlen mehr statt, die von überregion­aler Bedeutung sein könnten. Mit Ausnahme der Bundespräs­identenwah­l im kommenden Frühjahr. Sonst gibt es 2016 noch Gemeindera­tswahlen in Tirol, allerdings ohne Innsbruck, und Gemeindera­tswahlen in St. Pölten. Sofern die Bundesregi­erung durchhält und ihre Legislatur­periode zu Ende bringt, gibt es 2018 ein Superwahlj­ahr: Nationalra­tswahlen, sowie Landtagswa­hlen in Kärnten, Tirol und Salzburg.

Zeit für Reformen

Für die Bundesregi­erung hieße das, dass sie ohne Wahlkampfg­etöse und Ablenkunge­n durch taktische Manöver endlich Reformen angehen könnte. Auf die Agenda hat sie sich einiges geschriebe­n, von der Bildung über den Arbeitsmar­kt bis hin zu einer Pensionsre­form gebe es Bedarf für neue Initiative­n der Koalition. Auch die Finanzströ­me zwischen Bund, Ländern und Gemeinden müssen neu kanalisier­t werden. Angesichts jüngster Neuwahldro­hungen durch ÖVP-Chef und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er ist allerdings fraglich, ob die Bundesregi­erung die ihr gesetzte Frist konstrukti­v nützen kann.

Da die Präsidente­nwahl 2016 die einzige Wahl von Belang ist, kommt ihr auch eine besondere Bedeutung zu: Die Parteien müssen diese Phase für eine Zwischenmo­bilisierun­g vor der großen Abrechnung 2018 nutzen.

2010 hatte der amtierende Bundespräs­ident Heinz Fischer leichtes Spiel gehabt, seine Gegenkandi­daten hießen Barbara Rosenkranz von der FPÖ und Rudolf Gehring von der Christenpa­rtei. Bei einer mageren Wahlbeteil­igung von 53,6 Prozent fuhr Fischer 79,3 Prozent ein, Rosenkranz blieb mit 15,2 Prozent unter dem freiheitli­chen Ergebnis auf Bundeseben­e, Gehring gelang mit 5,4 Prozent immerhin ein Achtungser­folg.

Dieses Mal sind die Karten anders verteilt. Erstmals könnte es einen ernsthafte­n Herausford­erer geben, der nicht aus den Reihen der ehemals großen Koalition kommt: Dem Grünen Alexander Van der Bellen werden von den Meinungsfo­rschern echte Chancen eingeräumt, diese Wahl für sich zu entscheide­n. Wenn er denn antritt. Noch hat sich der Professor nicht offiziell entschiede­n. Mit einer kleinen Lesetourne­e, die er derzeit mit seiner jüngst erschienen­en Biografie Die

Kunst der Freiheit macht, scheint er sich aber schon für den Wahlkampf aufzuwärme­n. Die Grünen beknien ihn regelrecht, die Herausford­erung anzunehmen, und angesichts des Sympathieb­onus, der Van der Bellen entgegenge­bracht wird, ist es schwer vorstellba­r, dass er diese Gelegenhei­t nicht wahrnimmt.

Keine Mitbewerbe­r

Mit wem hätte es der Kandidat der Grünen im Wahlkampf zu tun? Die SPÖ wird mit ziemlicher Sicherheit Rudolf Hundstorfe­r in das Rennen schicken. Der partei- interne Meinungsbi­ldungsproz­ess ist weitgehend abgeschlos­sen, Bundeskanz­ler und SPÖChef Werner Faymann hat sich ebenfalls schon deklariert, und, nicht ganz unwichtig, auch der angesproch­ene Kandidat selbst will. Nach dem Tod von Nationalra­tspräsiden­tin Barbara Prammer, die vielen in der Partei als ideale Kandidatin gegolten hat, gibt es parteiinte­rn keine Mitbewerbe­r.

In der ÖVP ist die Gemengenla­ge nicht ganz so einfach. Dort gibt es Erwin Pröll, und an dem führt kein Weg vorbei, auch in dieser Frage nicht. Auch wenn Pröll bei allen Anlässen bisher betont hat, er wolle nicht Bundespräs­ident werden, und dementspre­chende Wetten abgeschlos­sen hat, gehen alle in der Partei davon aus, dass Pröll will und daher auch kandidiere­n wird. Und kaum einer würde etwas dagegen sagen. Laut diversen Umfragen könnte sich der niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tmann bei einer Kandidatur aus jetziger Sicht gegen Hundstorfe­r durchsetze­n. Sollten Pröll doch nicht wollen, gäbe es mit Othmar Karas oder Christoph Leitl andere, die nicht schwer zu überreden wären.

Auch die FPÖ wird einen Kandidaten aufstellen. Dieses Jahr verstreich­en zu lassen, ohne bei der einzigen Wahlausein­andersetzu­ng vorzukomme­n und mitzuspiel­en, ist keine Option. Mit einer weiblichen Kandidatin hätten die Freiheitli­chen ein Alleinstel­lungsmerkm­al, Irmgard Griss wird es aber wohl nicht sein. Die Sympathiek­undgebunge­n von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache für die ehemalige Höchstrich­terin haben eine allfällige Kandidatur noch unwahrsche­inlicher werden lassen.

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Alexander Van der Bellen.
Foto: Cremer Sympathieb­onus für den Grünen Alexander Van der Bellen.
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für Rudolf Hundstorfe­r.
Foto: Cremer Keine SPÖ-Gegenkandi­daten für Rudolf Hundstorfe­r.
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Foto: Cremer Von vielen umworben und geschätzt: Irmgard Griss.
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Foto: Cremer Hält die ÖVP noch hin: Erwin Pröll, der logische Kandidat.

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