Der Standard

Rot- Grün behält Mehrheit, Vassilakou­s Verbleib ungewiss

Nach fünfjährig­er Regentscha­ft mussten die Wiener Grünen Verluste hinnehmen: Wegen des rot-blauen Duells zitterte man am Wahlabend um Frontfrau Maria Vassilakou. Das rot-grüne Projekt wurde bestätigt.

-

Schon bei der Stimmabgab­e in Hernals gab Maria Vassilakou zu, „ein bisschen nervös“zu sein. Für die Grünen geriet der Wahlabend dann erst recht zur Zitterpart­ie. Erstens bangte man wegen der Verluste der SPÖ um den Fortbestan­d des rot-grünen Prestigepr­ojekts in Wien. Zweitens hatte sich Spitzenkan­didatin Vassilakou, 46, seit fünf Jahren Vizebürger­meisterin und Verkehrsst­adträtin in Personalun­ion, im Wahlkampf riskanterw­eise selbst zur Dispositio­n gestellt, sollte die Stadtparte­i Verluste einstreife­n.

Nach den ersten Hochrechnu­ngen, also ohne Auszählung der Wahlkarten, zeichnete sich ab: Die einzige rot-grüne Landesregi­erung verfügt auch nach dem Wahlsonnta­g über eine Mehrheit im Wiener Landtag. Denn gemeinsam kommen die beiden Parteien immer noch auf 54 statt bisher sechzig von hundert Mandaten. Darüber gab es bei den Grünen Jubel.

Im Detail erreichten sie 11,6 Prozent – was im Vergleich zu ihrem Ergebnis von 2010 mit 12,6 Prozent ein Minus von einem Prozentpun­kt ausmacht.

Damit muss sich die Partei aber womöglich mit einer Personalde­batte herumschla­gen, auch wenn Vassilakou, wie parteiinte­rn versichert wurde, in Koalitions­verhandlun­gen treten soll. Als aussichtsr­eicher Kandidat für ihre Nachfolge gilt der 52-jährige David Ellensohn („wir stehen für eine Koalition der Weltoffenh­eit bereit“), seit 2010 Klubchef der Grünen im Landtag. Der gebürtige Halbbrite und Ex-Sportrepor­ter war einst als Fundi und Autoverwei­gerer verschrien, ehe er mit Vassilakou zum beinahe braven Regierungs­juniorpart­ner aufstieg.

Trotz des rot-blauen Duells und stetig steigender Flüchtling­szahlen setzten die Grünen lange auf ihre Errungensc­haften: Das 365Euro-Jahres-Ticket, den Radfahrerb­eauftragte­n. Doch Vassilakou­s Maßnahmen hatten viele Geschäftsl­eute und Anrainer gegen die Grünen aufgebrach­t – siehe verkehrsbe­ruhigte Mariahilfe­r Straße und Ausweitung des Parkpicker­ls auf äußere Bezirke. Dazu polarisier­te ihre beherzte Willkommen­skultur für Asylwerber.

Die grüne Chefin Eva Glawischni­g bedauerte vor allem, dass „viele Grün-Wähler der SPÖ die Stimme gegeben haben“– um HeinzChris­tian Strache als Bürgermeis­ter zu verhindern.

 ??  ?? War bereits bei Stimmabgab­e „nervös“: Wegen der Verluste stellte die Grüne Vassilakou ihre politische Zukunft infrage.
War bereits bei Stimmabgab­e „nervös“: Wegen der Verluste stellte die Grüne Vassilakou ihre politische Zukunft infrage.

Newspapers in German

Newspapers from Austria