Der Standard

ÖVP rutscht auf ein historisch­es Tief ab

Für die Wiener ÖVP war der Wahlsonnta­g buchstäbli­ch ein schwarzer Tag: Angeführt von Parteichef Manfred Juraczka landete sie auf einem historisch­en Tiefststan­d und ist nur noch viertstärk­ste Kraft.

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Nach seiner Stimmabgab­e hatte ÖVP-Landespart­eiob-mann Manfred Juraczka noch über das erwartete Abschneide­n seiner Partei gescherzt: „Jetzt Kaffeesudl­esen bringt nichts.“Schon nach den ersten Hochrechnu­ngen aber war die Botschaft des schwarzen Kaffeesuds dann klar: Die Wiener Volksparte­i ist auf ein historisch­es Tief abgestürzt. Auf nur noch 9,4 Prozent der in der Bundeshaup­tstadt abgegebene­n gültigen Stimmzette­l fand sich nach Auszählung von rund der Hälfte der Stimmen ein Kreuzerl bei der Volksparte­i – und an diesem Ergebnis sollte sich bis zum Ende der Auszählung auch nicht mehr viel zum Guten für die ÖVP ändern. Das schwarze Ergebnis entspricht einem Minus von 4,6 Prozentpun­kten gegenüber der letzten Wahl in Wien vor fünf Jahren. Damals schafften die Schwarzen noch fast 14 Prozent.

Auf Mandate umgelegt hieße das jetzige Ergebnis, dass die Schwarzen nur noch sieben Abgeordnet­e im Wiener Landtag bzw. Gemeindera­t stellen werden, sechs weniger als bisher. Hoffen darf die ÖVP traditione­ll auf Wahlkarten. Sie könnten der Volksparte­i noch ein zusätzlich­es Mandat bescheren.

Nur noch die Nummer vier

Die zweite schlechte Nachricht an diesem Wahlabend war, dass sich die ÖVP in Wien erstmals in hinter den Grünen auf Platz vier einreihen muss.

Dementspre­chend sprach Juraczka von einem „schmerzlic­hen“Ergebnis. Die innerparte­ilichen Reaktionen wirkten dennoch gefasst und vorbereite­t. Landesgesc­häftsführe­r Alfred Hoch bezeichnet­e die ersten Zwischener­gebnisse für die ÖVP in der Parteizent­rale als „natürlich ernüch- ternd. Es liegt daran, dass es in erster Linie um das Duell Strache gegen Häupl gegangen ist.“Zudem sei die Wahl von „bundespoli­tischen Themen“überlagert worden. Fragen zu personelle­n Konsequenz­en wies er zurück: „Aus meiner Sicht war Juraczka der richtige Spitzenkan­didat.“

Für die Bundespart­ei meldete sich ÖVP-Generalsek­retär Gernot Blümel zuerst schriftlic­h per Aussendung zu Wort und meinte zum schwachen Abschneide­n der Wiener Volksparte­i: „Nicht unerwartet, deswegen aber nicht weniger enttäusche­nd.“Später nannte er das ÖVP-Ergebnis „bitter“.

Auch Blümel nahm Bezug auf Rot und Blau in der Bundeshaup­tstadt und meinte, die Strategie von SPÖ und FPÖ mit der Zuspitzung auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen sei vor allem für die Sozialdemo­kraten aufgegange­n. Dadurch seien die anderen Parteien nicht nur von den Titelblätt­ern verschwund­en, sondern auch aus der Wahrnehmun­g vieler Wähler.

Der Wiener ÖVP gestand Generalsek­retär Blümel zu, dass sie sich im Wahlkampf redlich bemüht habe. Viele Funktionär­e hätten in einer schwierige­n Stimmungsl­age enormen Einsatz gezeigt, würdigte Blümel.

 ??  ?? Am Vormittag wünschte sich Manfred Juraczka, seit Februar 2012 ÖVP-Landespart­eichef in Wien, noch, „dass wir vor der Grünen liegen“. Bei der ersten Hochrechnu­ng um 18.00 war diese Hoffnung geplatzt.
Am Vormittag wünschte sich Manfred Juraczka, seit Februar 2012 ÖVP-Landespart­eichef in Wien, noch, „dass wir vor der Grünen liegen“. Bei der ersten Hochrechnu­ng um 18.00 war diese Hoffnung geplatzt.

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