Blauer Himmel über dem Welser Rathaus
Erstmals FPÖ-Bürgermeister in der Statutarstadt – Kein Chefwechsel in Linz
Die politische Sensation ist perfekt und das zweite große FPÖ-Wahlziel in Oberösterreich erreicht: Wels bekommt nach fast 70 Jahren in roter Hand erstmals einen blauen Bürgermeister. Andreas Rabl ging am Sonntag mit einem guten Polster, schon im ersten Wahlgang verfehlte der Jurist die 50-ProzentMarke nur knapp, ins Rennen gegen den SPÖ-Kandidaten Hermann Wimmer – und sicherte sich mit 62,97 Prozent den Chefsessel im Welser Rathaus souverän. Im Gemeinderat der zweitgrößten Stadt Oberösterreichs hatte sich die FPÖ übrigens schon am Wahltag, dem 27. September, durchgesetzt: Die Blauen erreichten eine Mehrheit von 43,08 Prozent (plus 13,84 Prozentpunkte).
Blaue Liste
Sein Bürgermeisterprogramm hat Rabl übrigens bereits gut eine Woche vor der gestrigen Stichwahl präsentiert. Wenig überraschend zählt die Integration dazu. Ein eigenes Ressort dieser „Querschnittsmaterie“, zu dem Sicherheit oder Soziales dazugehören, sowie Sprachklassen in Kindergärten wolle er einführen.
Der beruflich höchst erfolgreiche Anwalt, der sich als Wohnbaustadtrat profiliert hat, gilt als seriöser Verhandler, umgänglich im privaten Verkehr auch mit dem politischen Gegner – und gleichzeitig hart, vor allem wenn es um freiheitliche Kernthemen geht. Rabl, der dem sogenannten „Welser Bürgeradel“entstammt, spielt Geige, liebt Vivaldi und sammelt Nitsch. Politische Erfahrung hat der 1972 geborene Vater eines Sohnes im europäischen Parlament gesammelt – als Mitarbeiter der freiheitlichen Parlamentarierin Daniela Raschhofer.
Erstmals musste mit Klaus Luger (SPÖ) auch in Linz ein amtierendes Stadtoberhaupt in die zweite Runde. Luger, der schon vor der Stichwahl als Favorit galt, setzte sich, laut erster Hochrechnung, mit 61 Prozent gegen den VP-Mann Bernhard Baier (39 Prozent) klar durch.
Rote Liste
In die Nachspielzeit des oberösterreichischen Wahlkampfes ging Luger mit einer Liste mit Projekten, die er in seiner nächsten Amtszeit umsetzen will.
Um die Verkehrslage zu verbessern, soll die sogenannte „Neue Schienenachse Linz“entstehen. Entsprechend dem Ergebnis einer Volksbefragung wird die alte Eisenbahnbrücke abgerissen und eine neue Brücke gebaut. Nachdem dadurch diese Donauquerung vier Jahre lang wegfallen wird, sollen erst ab 2020 Autos und eine Straßenbahnlinie über die neue Brücke fahren. Ein zweites Großprojekt ist die weitere Nutzung der Kaserne Ebelsberg, wo Wohnungen entstehen sollen.
Das Thema Swap sei, laut Luger, für das Wahlergebnis aber „nicht wichtig“gewesen, „denn die Linzer wissen schon auch, dass der Gegner nicht der Bürgermeister und auch keine andere Partei ist, sondern die Bawag“.