Der Standard

Immer mehr Spanier sind Working Poor

Einer von fünf Arbeitnehm­ern lebt unter der Armutsgren­ze – Investitio­nen in VW-Werke in Schwebe

- Jan Marot aus Granada

Am 12. Oktober begeht Spanien seinen Nationalfe­iertag, den „Dia de la Hispanidad“. Doch haben bei weitem nicht alle Grund zu feiern. Zwar sank die Arbeitslos­enrate bis zum Ende der Sommersais­on kontinuier­lich. Bis zum traditione­ll am Stellenmar­kt schlechten Au- gust, mit einem Plus von 21.679 Arbeitslos­en und einem Rückgang von rund 113.000 Beitragsza­hlern bei der staatliche­n Sozialvers­icherung. Gefolgt vom September, mit 26.087 mehr Erwerbslos­en als im Vormonat, dem Schulbegin­n und der verfrühten Weinlese zum Trotz. Damit sind knapp 4,1 Millionen Spanier auf Stellensuc­he.

Was noch schwerer wiegt, ist, wie die Internatio­nale Arbeitsorg­anisation der Vereinten Nationen zuletzt erhoben hat, die Zahl der sogenannte­n Working Poor. So lebt einer von fünf Arbeitnehm­ern in Spanien unter der Armutsgren­ze. Noch schlechter bestellt ist es um junge Berufseins­teiger. Ein Drittel von ihnen ist demnach von Armut betroffen. Und wie eine Studie des beliebten Stellensuc­hportals infojobs.es erhoben hat, arbeitet mehr als die Hälfte der Praktikant­en mehr als 30 Jahre in Unternehme­n gratis.

Sowohl die Langzeit- als auch die Jugendarbe­itslosigke­it bleiben auf exorbitant hohem Niveau: Die Nordafrika-Enklave Ceuta liegt mit 67,5 Prozent laut Eurostat im EU-Spitzenfel­d ebenso wie Andalusien mit 61,5 Prozent.

Sorgen bereitet zudem die Situation der VW-Mitarbeite­r Spaniens sowie in Portugals „Autoeuropa“. Zwar garantiert­e die Volkswagen­gruppe, zu der auch die Spanientoc­hter Seat zählt, nach Bekanntwer­den des Abgasskand­als „keine Stellen zu kürzen“. Milliarden Euro schwere Investitio­nen, die bis 2020 fixiert waren, hängen jedoch in der Schwebe. Mehr als 45.000 direkte und indirekte Stellen stehen allein in Martorell auf dem Spiel, 4500 weitere in Pamplona. Abhängig davon, wie gut sich Seat- und VWModelle, am Markt behaupten.

Die Regierung gab bekannt, dass Selbststän­dige Unterstütz­ung erhalten werden. Demnach dürfen sie ab nächstem Jahr 20 Prozent ihrer geschäftli­chen Ausgaben rückerstat­tet bekommen.

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Foto: Reuters/Nacarino Der deutsche Dieselskan­dal hat Auswirkung­en in Spanien. Investitio­nen, etwa ins Seat-Werk nahe Barcelona, könnten gestrichen werden, wenn die Verkäufe zurückgehe­n.

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