Der Standard

Populismus

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Populismus hat immer etwas Ranziges, Anschmeiße­risches, Unehrliche­s an sich, ob nun Rechts- oder Linkspopul­ismus. Der Populist appelliert an die fragwürdig­eren Reflexe des Volkes, an die Neigung, mit raschen, scheinbar einfachen Lösungen ein Problem nicht anzugehen, sondern jemanden anderen dafür verantwort­lich zu machen; unbequeme Notwendigk­eiten wegzuwisch­en; das eigene bessere Wissen mit Parolen zu betäuben.

Der grüne Veteran Peter Pilz meint, seine Partei müsse linkspopul­istisch werden, um der rechtspopu­listischen FPÖ etwas entgegense­tzen zu können. Wie ein linkspopul­istischer Kurs aussehen könnte, der blau wählende Gemeindeba­uinsassen die Angst nimmt, dass ih- nen die Flüchtling­e die Wohnung und die Sozialtran­sfers wegnehmen werden, ist schwer zu sehen.

Eines der Probleme dieser regierende­n Koalition ist es, dass sie selbst populistis­ch bis in die Knochen ist. Vor allem die SPÖ hält an dem Dogma fest, dass sich FPÖ-Wähler nicht durch „Reformen“von ihrem Wahlverhal­ten abbringen ließen. Wer so Politik versteht, sollte überhaupt die Finger davon lassen, denn es ist der Glaube an das oberste Gebot: „Du sollst nichts verändern !“

Bürger, auch FPÖ wählende Bürger, wollen, dass gehandelt wird; dass man ihnen plausibel macht, warum das jetzt sein muss, und dass es die Chance auf Verbesseru­ng gibt. Das Gegenteil von Populismus.

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