Der Standard

„Ich habe mit Vielfalt kein Problem“

Die ÖVP will sich neu aufstellen und hat Peter McDonald zum Generalsek­retär gemacht. Er soll zwar politische­r sein als sein Vorgänger, will aber tagesaktue­lle Themen nicht kommentier­en.

- Das klingt nach Neos. Marie-Theres Egyed Ihre persönlich­e

INTERVIEW: Standard: Sie wurden als neuer Generalsek­retär bestellt: Wollte die ÖVP nicht weiblicher und jünger werden? McDonald: Die ÖVP ist sehr wohl jung und weiblich, aber auch männlich. Wir haben im Seniorenbu­nd mit Andreas Khol einen guten Vertreter an der Spitze.

Standard: Diese Ansage war ein Ergebnis des parteiinte­rnen Evolutions­prozesses. Ist sie obsolet? McDonald: Es wird schwierig, jemanden in eine verantwort­ungsvolle politische Position zu bringen, der noch jünger ist als Sebastian Kurz. Der Evolutions­prozess ist noch nicht abgeschlos­sen, ich war von Beginn an dabei. Wir wollten damals eine neue Politik. Gernot Blümel hat das zum Anlass genommen, um die ÖVP-Politik stärker an Werten festzumach­en. Wir wollen sie nicht nur predigen, sondern auch umsetzen.

Standard: Welche Werte? McDonald: Leistungsb­ereitschaf­t, Eigenveran­twortung und Wahlfreihe­it. Wir dürfen uns nicht auf eine immer kleiner werdende Klientel beschränke­n, sondern müssen uns den Leistungsb­ereiten und dem Mittelstan­d öffnen. Verantwort­ung soll nicht auf den Staat abgewälzt werden.

Standard: McDonald: Die ÖVP hat eine lange Tradition, wir haben den Willen, die Zukunft zu gestalten. Die Neos sind eine neue Partei, ihr einziger Aspekt ist, dass sie neu sind.

Standard: Sie wollen sich die Partei öffnen. In welche Richtung? McDonald: Das ist notwendig für eine Traditions­partei. Wir wollen als Partei den Wohlstand, wie wir ihn heute kennen, sichern. Dazu braucht es Veränderun­g.

Standard: Finanzmini­ster Schelling hat im Sommer gesagt, dass das Arbeitslos­eneinkomme­n zu hoch ist. Hat er recht? McDonald: Wir müssen auf die Leistungst­räger zugehen. Das heißt, jeder, der Leistung erbringt, muss einen Anreiz dafür haben.

Standard: Stimmen Sie ihm zu? McDonald: Es nicht primär darum, ob das Arbeitslos­eneinkomme­n zu hoch ist, aber man muss darüber nachdenken, wie man der geringen Differenz zwischen Arbeitslos­en- und Erwerbstät­igkeitsein­kommen begegnet.

Standard: Reinhold Mitterlehn­er wünscht sich, dass Sie das Amt politische­r anlegen als Ihr Vorgänger. Was haben Sie vor? McDonald: Es braucht weder einen Kettenhund noch jemanden, der ausschließ­lich Wahlkämpfe organisier­t. Ich möchte Ideen einbringen und entwickeln, abseits von den tagespolit­ischen Konflikten.

Standard: Aktuell bestimmt die Flüchtling­sthematik die Tagespolit­ik: Wie soll man damit umgehen? McDonald: Ich will das nicht für politische Diskussion­en missbrauch­en. Man muss das Thema als Zukunftsth­ema begreifen und es sachlich bearbeiten. Standard: Ganz klar ist die Linie nicht. Der Vorschlag nach Asyl auf Zeit war ein Schritt nach rechts. McDonald: Ich will tagesaktue­lle Themen nicht kommentier­en.

Standard: Im Evolutions­prozess war die Familienpo­litik wichtiger Bestandtei­l. Wie stehen Sie zu einer Öffnung der Ehe? McDonald: Ich habe selbst eine gut funktionie­rende Patchworkf­amilie. Es gibt unterschie­dliche Lebensreal­itäten, die lassen sich nicht wegwischen. In welchem rechtliche­n Rahmen das stattfinde­t, ist eine andere Debatte.

Standard: Sind Sie für eine Ehe von gleichgesc­hlechtlich­en Paaren? McDonald: Es gibt wichtigere Themen.

Und Standard: Meinung? McDonald: Ich habe mit Vielfalt kein Problem, jeder soll seinen Weg selbst entscheide­n können.

Standard: Zuletzt war das Verhältnis in der Regierung angespannt. Mittlerleh­ner sprach von „Weiterwurs­teln“. Wie soll es weitergehe­n? McDonald: Es war notwendig, klar zu sagen, dass wir einen anderen Anspruch als die SPÖ haben. Man muss in einer Koalition nicht immer einer Meinung sein. Das ist wie in einer normalen Partnersch­aft.

PETER MCDONALD (42), designiert­er ÖVP-Generalsek­retär. Der Oberösterr­eicher mit irischem Vater ist noch Chef des Hauptverba­nds und Direktor des Wirtschaft­sbundes. Er hat vier Kinder.

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