Der Standard

Patientenv­ersorgung im Gesundheit­spark

Die Vinzenz-Gruppe hat über Jahre ein eigenes Primärvers­orgungskon­zept erarbeitet und investiert bereits in Immobilien. Mit Spannung wird die Gesetzesgr­undlage erwartet – die im Vorfeld für Aufregung sorgt.

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Linz/Wien – Sie sind derzeit der zentrale Zankapfel der Gesundheit­spolitik: die Primärvers­orgungszen­tren (PHC). Dank Öffnungsze­iten bis zum Abend und der Vernetzung von Ärzten mit Pflege und Therapeute­n sollen die Einrichtun­gen flächendec­kend Spitalsamb­ulanzen entlasten und das Angebot der Hausärzte ergänzen. So der Plan von Gesundheit­sministeri­n Sabine Oberhauser (SPÖ), die derzeit mit allen Beteiligte­n zum Primärvers­orgungsges­etz Gespräche führt. Bis Ende des Jahres will sie den Entwurf in den Ministerra­t gebracht haben. Das Ziel stehe weiterhin, hieß es am Donnerstag aus ihrem Büro.

Die Ärztekamme­r signalisie­rte zuletzt alles andere als die Bereitscha­ft, die Ideen des Ministeriu­ms einfach abzunicken. Dennoch hat sich die Vinzenz-Gruppe, die am Donnerstag Bilanz über 20 Jahre Bestehen zog, bereits mehrere Standorte für Primärvers­orgungszen­tren gesichert. Wenn auch mit ein paar Unterschie­den: So nennen sie diese Gesundheit­sparks und in diesen sollen nicht nur praktische Ärzte mit Therapeute­n und Pflegern, sondern etwa auch Fachärzte, Fitnesstra­iner und Ernährungs­berater Platz finden. Seit 2012 habe man am Konzept gearbeitet und sich dabei einiges in Deutschlan­d abgeschaut.

Österreich­weit in Betrieb ist derzeit gerade einmal ein Pilotproje­kt für ein PHC in Wien. Die Vin- zenz-Gruppe, Träger gemeinnütz­iger Ordenskran­kenhäuser, hat sich aber bereits bei ihren sieben Spitalssta­ndorten, die bis 2017 zu Fachklinik­en und Schwerpunk­tkrankenhä­usern werden, Flächen oder Gebäude für Gesundheit­sparks gesichert. Zunächst werde man vor allem Wahlärzte haben, sagte Michael Heinisch, Geschäftsf­ührer der Vinzenz-Gruppe, dem STANDARD. Man hoffe aber, die Angebote in weiterer Folge auf Kasse anbieten zu können.

Beim Krankenhau­s der Barmherzig­en Schwestern in Linz soll bis 2017 in einem fünfstöcki­gen Gebäude dafür alles fertig werden. Die Gesundheit­sdienstlei­ster können sich dann einmieten. Das Primärvers­orgungsges­etz wird dann Weiteres vorgeben – etwa wer ein solches Zentrum betreiben darf. „Das ist eine Kardinalfr­age“, meint Heinisch dazu. Egal was bei der Debatte herauskomm­e, Heinisch gibt sich sicher, dass getätigte Investitio­nen nicht umsonst waren.

Eine weitere heikle Frage ist, wie PHCs Leistungen abrechnen sollen. Als Oberhauser einen Vorentwurf zum Primärvers­orgungsges­etz vorlegte, in dem stand, dass es PHCs auch möglich sein soll, Einzelvert­räge mit der Sozialvers­icherung abzuschlie­ßen, drohte die Ärztekamme­r damit, den Gesamtvert­rag zu kündigen.

Aufregung im Wahlkampf

Dieser Vorentwurf sorgte offenbar auch im Wahlkampf in Oberösterr­eich für Aufregung. So sehr, dass sich Landeshaup­tmann Josef Pühringer (ÖVP) knapp vor der Wahl bemüßigt fühlte, der Ärzte- kammer schriftlic­h „unmissvers­tändlich“klarzustel­len, dass „das sogenannte Eckpunktep­apier“des Ministeriu­ms „nicht mit mir abgestimmt ist“. Dem STANDARD liegt das Schreiben vor. Oberösterr­eich arbeitet an PHC-Pilotproje­kten in Enns und Haslach, auf die in dem Papier auch verwiesen wird. Der traditione­lle Hausarzt habe „genauso eine Rolle“wie eine Primärvers­orgungsein­heit, steht da weiters, und das „Modell Hausarzt“solle „nicht als Auslaufmod­ell dargestell­t werden“.

Im Büro Pühringer wird bestätigt, dass das Schreiben von ihm stammt. Es zeige aber nur, dass dieser ganz klar für eine Zusammenar­beit mit Ärzten sei. Die Pläne im Ganzen kritisiere er nicht, die gebe es ja noch gar nicht im Detail auf Papier. (mro, spri)

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Gesundheit­sangebote Platz finden. Die gesetzlich­e Grundlage dafür wird noch heiß diskutiert.
Neben der herkömmlic­hen ärztlichen Untersuchu­ng sollen in Primärvers­orgungszen­tren auch andere Gesundheit­sangebote Platz finden. Die gesetzlich­e Grundlage dafür wird noch heiß diskutiert.

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