Der Standard

Steiermark häuft wieder Millionens­chulden an

Neue Landesregi­erung verabschie­det sich vom „Nulldefizi­tdogma“

- Walter Müller

Graz – Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) die Steiermark als finanzpoli­tisches „Vorzeigela­nd“geadelt. Der Bund solle sich daran ein Beispiel nehmen. Immerhin hätte die steirische Reformpoli­tik unter Franz Voves und Hermann Schützenhö­fer für 2015 ein Nulldefizi­t geschafft. 2015, so versprache­n Voves und Schützenhö­fer in der Folge, sollte mit dem Schuldenab­bau begonnen werden.

Dann kamen die Landtagswa­hlen, Voves (SPÖ) ging nach schweren Verlusten in die Politpensi­on, überließ Hermann Schützenhö­fer (ÖVP) das Amt des Landeshaup­tmanns und mit dem neuen Budget nimmt die nunmehrige ÖVP-SPÖ-Regierung wieder Abschied vom Dogma des Nulldefizi­ts. Es sei ein „moderates, erklärbare­s“Defizit geworden, sagte Schützenhö­fer am Donnerstag, „ich bekenne mich dazu, die Zeiten haben sich geändert, man muss reagieren.“

Konkret werde für die Finanzieru­ng des Landeshaus­haltes 2016 – mit einem Volumen von rund 5,45 Milliarden Euro – eine Neuverschu­ldung in der Höhe von 192 Millionen Euro notwendig sein, präzisiert­e Schützenhö­fers Stellvertr­eter, Finanzland­esrat Michael Schickhofe­r (SPÖ). Die Gesamtvers­chuldung des Landes erhöhe sich auf 4,8 Milliarden Euro.

Im Ganzen betrachtet habe sich eine Finanzieru­ngslücke im Ausmaß von 389 Millionen Euro aufgetan, 196 Millionen können mit Finanzieru­ngsreserve­n gedeckt werden, der Rest müsse über neue Schulden hereinkomm­en. Die Budgetüber­schreitung sei notwendig geworden, sagte Schützenhö­fer, weil die Ertragsant­eile des Bundes geringer ausfielen, die Arbeitslos­igkeit steige sowie Einnahmena­usfälle durch die Steuerrefo­rm sowie Mehraufwen­dungen durch die Flüchtling­skrise verbucht werden müssten. Auch die neue Ärztediens­tzeit koste dem Land rund 30 bis 35 Millionen Euro zusätzlich.

Kein gutes Haar am neuen Budget ließ die Opposition. KPÖKlubobf­rau Claudia Klimt-Weithaler wetterte, das „Nulldefizi­t“sei „der größte Schwindel der ‚Reformpart­ner‘“gewesen. Der grüne Klubchef Lambert Schönleitn­er rechnet mit „neuen Kahlschläg­en“und die FPÖ sprach von einer Fortsetzun­g der Reform- als „Schuldenpa­rtnerschaf­t“.

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