Nach Zweifel an Gutachten Prozess vertagt
Wien – Der Mordprozess gegen einen Mann, der im Vorjahr seine Wohnung am Hohen Markt in der Innenstadt in die Luft gejagt und eine 23-jährige Hausbewohnerin getötet haben soll, wurde am Donnerstag auf Dezember vertagt. Bis dahin soll ein gröberes Gutachterproblem gelöst werden.
Konkret geht es um ein psychiatrisches Gutachten, das entscheidet, ob der Mann als derart gefährlich anzusehen ist, dass er im Fall eines Schuldspruchs zusätzlich im Maßnahmenvollzug unterzubringen ist. Der erste Gutachter hat nämlich dazu seine Meinung zuletzt radikal geändert.
In seinem 36 Seiten umfassendes Erstgutachten bescheinigte der Sachverständige Wolfgang Soukop, Leiter eines Instituts für Forensische Neuropsychiatrie, dem Angeklagten zwar eine kombinierte Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen und paranoid querulatorischen Merkmalen – aber volle Zurechnungsfähigkeit. Die dem 46-jährigen Angeklagten vorgeworfene Straftat führte Soukop auf eine „spontane explosible Störung mit impulshaftem Ausagieren einer hohen aggressiven Anspannung“zurück.
„Totale Auszucker“
Im Prozess stellte sich heraus, dass Zeugenaussagen über „totale Auszucker“des Beschuldigten und andere im Gerichtsakt festgehaltene Hinweise auf ein möglicherweise nachhaltig gestörtes Persönlichkeitsbild nicht berücksichtigt worden waren. Vergangenen Dienstag empfahl der Gutachter aber plötzlich doch eine Unterbringung im Maßnahmenvollzug. Das Gericht sieht „nicht beseitigbare Widersprüche in den Ausführungen“des Gutachters und engagierte den Grazer Gerichtspsychiater Peter Hofmann als neuen Sachverständigen. (APA)