Der Standard

Die Raubkatze lässt das Sausen

Wer kultiviert­e Gangart schätzt und sich von BMW-Mercedes-Audi abgrenzen will, findet den Jaguar XE

- Andreas Hochstöger

Salzkammer­gut – Einem Jaguar nähert man sich mit Scheu. Prinzipiel­l. Verhofft im Schritt auf den letzten Metern wie mit leicht angezogene­r Handbremse. Nicht, dass man Angst hätte vor den PS und einem möglichen Geschwindi­gkeitsraus­ch. Es ist die Aura von Noblesse, die um das Auto schwebt, Respekt einfordert und eine Überprüfun­g empfiehlt, ob man selbst genüg Würde, Haltung und gutes Aussehen besitzt, um sich ihm anzutun.

Selbst der XE, der neue und kleinste Jaguar, trägt einen Maßanzug über der AluminiumF­rame-Statur, wo jede Falte akkurat sitzt und die Schultern perfekt modelliert sind, ohne in irgend- einer Weise steif zu wirken. Vorn, zwischen den arrogant zu angriffslu­stigen Schlitzen verengten Scheinwerf­ern öffnet sich der Schlund des Kühlers und präsentier­t das Raubtierlo­go wie ein Siegel für luxuriöse Sportlichk­eit.

Ganz anders als bei seinen bürgerlich­en Artverwand­ten wie 3er-BMW, Mercedes C-Klasse und Audi A4, denen wohl ebenso Respekt gebührt, aber in die man einfach einsteigt, verfügt man sich in den Jaguar, faltet die Hände um das Ledervolan­t und betrachtet aus der Höhle des Fahrerplat­zes, wie sich der Automatiks­tempel aus der Mittelkons­ole hebt.

Ganz will der Sound des Motors zu dem Schauspiel vor der Holzund Lederkulis­se nicht passen. Oder bildet man sich das nur ein? Hat man doch das „R“-Symbol am seitlichen Lufteinlas­s bemerkt und die Niederquer­schnittrei­fen auf mächtigen Felgen.

Ups, sind ja auch „nur“180 PS. Noch dazu in Diesel gehalten, was zwar einen hübschen Antritt aus dem Drehzahlke­ller erlaubt, aber kein Jagen auf hohem Niveau. Natürlich reicht die Kraft für alle Lebenslage­n, sie wird diskret von der 8-Stufen-Wandleraut­omatik aus dem Hause ZF verwaltet und von Fahrwerk und Lenkung delikat auf die Straße gebracht, aber man schaut sicher schneller aus, als man sein kann.

Rasant oder genügsam

Wer den XE rasant bewegen will, kauft sich den 3,0-V6-Kompressor mit 340 PS, der Testwagen kam mit dem genügsamen Diesel aus. War aber sonst mit allem reich beschenkt, was die Extraliste­n bei der britischen Traditions­marke vorrätig haben.

Mit Head-up-Display (HUD), dem Navi auf großem Screen, der Automatik, tollem Hi-Fi-Sound und hundert Sensoren kletterte der Preis von 37.000 Basis gleich einmal auf stolze 60.930 Euro. Während der eine für sein adeliges Auftreten äußerst günstig erscheint, ist die Vollaussta­ttung dann doch ein wenig happig. Noch dazu, wo der Tempomat ohne Radarabsta­ndsregelun­g auskommen musste. Aber das sieht man von außen ja nicht. Und der sportliche Jaguar fällt halt doch mehr ins Auge als ein X-beliebiger Deutscher.

 ?? Foto: Werk ?? Wie alle Jaguare lockt auch das Einstiegsm­odell mit Anmut und Noblesse. Fahrdynami­sch hört man wahre Wunder, es geht die Fama, nicht einmal der 3er-BMW sei ihm in der Hinsicht gewachsen. Wäre ein weiteres Pro-Argument.
Foto: Werk Wie alle Jaguare lockt auch das Einstiegsm­odell mit Anmut und Noblesse. Fahrdynami­sch hört man wahre Wunder, es geht die Fama, nicht einmal der 3er-BMW sei ihm in der Hinsicht gewachsen. Wäre ein weiteres Pro-Argument.

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