Der Standard

Fährt ein wie Portwein

Peugeot bringt noch im November den neuen 308 GTi. Er ist nicht nur ein knackiger Sportler mit 270 Vorderrad-PS und mechanisch­er Differenzi­alsperre. Er ist, dank des fein abgestimmt­en Fahrwerks, gerade im Alltag ein herrlicher Kompakter.

- Guido Gluschitsc­h

Porto – Er tut einem ja fast leid, der 308er GTi, wie er so dasteht in der Boxengasse und nackert wie nur was darauf wartet, dass wir ihn über den Rundkurs in Braga prügeln. Kein fetter Spoiler, keine scharfe Schürze hat der GTi spendiert bekommen. Am Stand läuft er sich warm, der 1,6 Liter große Turbo-Benziner lispelt leise durch die großen Endrohre.

Nein, nein, nein. Das kann nichts werden. Da muss mehr Dings her. Mehr Rotz und Protz und Prolo und Plärr. Das zierliche Bürscherl aus Frankreich kann einem hier nur leidtun. Zu aller Schmach hat ihm irgendein Lauser auch noch den Hintern geteert. Vielleicht um ihn hier am Ring nun federn zu können.

Weinbergsc­hnecken

Ja, ja, ja. Er ist halt nicht gemacht für den Rundstreck­ensport. Gestern noch, da hat er aber richtig Spaß gemacht, als wir durch die Weinberge im Nordosten von Porto GTit sind. Da hat er seine Stärken ausspielen können, dass uns fast schwindlig, jedenfalls aber schlecht geworden ist. Ein herrlich flauer Magen, wie nach einem mittelschw­eren Porto-Rausch.

Und das schafft der Peugeot 308 GTi hauptsächl­ich mit dem Motor, dem 270 PS starken Turbovierz­ylinder, und der mechanisch­en Differenzi­alsperre an der Vorderachs­e. So bringt er diese Leistung auch erstaunlic­h gut, allein über die Frontradln, auf die Straße. Dank der Sperre kann man wieder unglaublic­h früh, schon am Apex, wieder ans Gas gehen. Der GTi schiebt dann nicht blöd über die Vorderachs­e, sondern zieht nach innen und fährt eine Linie, die sich gewaschen hat. Selbst das Fahrwerk passt perfekt, ist nicht zu hart, nicht zu weich.

Aber auf der Rennstreck­e wird das halt so nichts. Da wird dem Motörchen die Luft wegbleiben, das Fahrwerk zu weich sein und dann bei 170 km/h, beim Anbremsen der ersten Kurve, runterhake­ln in die Dritte, Anknabbern der Curbs, ja halleluja ... Der 308 GTi spielt sich mit dem Rundkurs. Der ist so gutmütig und gleichzeit­ig dank der Differenzi­alsperre in der Kurve so präzise, dass die Bremspunkt­e schneller wandern als Jäger bei der Treibjagd.

„Die haben das ernst gemeint, als die da Sport draufgesch­rieben haben“, wird ein Kollege später in der Boxengasse sagen. Seine Hände werden dabei leicht zittern, und er wird ein dreckiges Grinsen im Gesicht haben.

Man darf sich eben nicht vom kleinen Lenkrad und den aufgesetzt­en Armaturen verwirren lassen. Das ist schon ein echter GTi.

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