Der Standard

VW-Rückrufwel­le rollt in Österreich an

Nach Deutschlan­d ordnet auch Verkehrsmi­nister Alois Stöger den Rückruf von 363.000 Fahrzeugen an. 2016 müssen alle betroffene­n Autos in die Werkstätte­n. Während Frankreich den Steuervort­eil für Diesel einschränk­t, gibt es hierzuland­e keine solchen Pläne.

- Regina Bruckner

Wien – In der VW-Affäre geht es nun Schlag auf Schlag. Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zwingt den deutschen Autobauer nach dem Abgasskand­al zum Rückruf aller betroffene­n Dieselfahr­zeuge. Die von Volkswagen vorgeschla­gene freiwillig­e Reparatur lehnt die Behörde ab.

„Das ist ein Rückruf in einer Dimension, die auch das nötige Maß an Kontrolle und Überwachun­g nötig macht“, begründete der deutsche Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt die Aktion. Der Zwangsrück­ruf sei wegen der großen Zahl der betroffene­n Fahrzeuge nötig, und um die staatliche Kontrolle zu gewährleis­ten, so der CSU-Politiker. Immerhin sei die eingebaute Manipulati­onssoftwar­e in allen Fahrzeugen aktiv. Die Autos dürften aber weitergefa­hren werden, da sie verkehrssi­cher seien.

2,4 Millionen Autos sind in Deutschlan­d betroffen. Weil das KBA für Europa die maßgeblich­e Behörde in Sachen VW ist, musste auch Österreich eine behördlich­e Lösung analog zu Deutschlan­d finden. Will heißen: Auch Verkehrsmi­nister Alois Stöger ordnet in Österreich einen Rückruf an. Betroffen sind hierzuland­e laut VW-Importeur Porsche Austria 363.000 Fahrzeuge. Konkret geht es dabei um 180.500 VWPkws, 24.400 VW-Nutzfahrze­uge, 72.500 Audis, 54.300 Škodas und 31.700 Seats.

Für die Umsetzung der Rückrufakt­ion ist auch Porsche Austria zuständig. Den betroffene­n Autofahrer­n wird also ein Briefchen aus Salzburg ins Haus flattern. Beim Zeitplan orientiert Österreich sich an Deutschlan­d. Der behördlich angeordnet­e Weg in die Werkstatt soll Anfang 2016 beginnen. Die Sache wird sich wohl über das gesamte Kalenderja­hr 2016 ziehen, heißt es bei Porsche Austria und werde gestaffelt erfolgen müssen. Für manche Autos wird ein Software-Update ausreichen, bei manchen wird auch die Hardware überholt werden müssen. Ein Software-Update sei innerhalb weniger Stunden zu bewerkstel­ligen. Ein Hardware-Austausch könnte länger dauern. Das entspreche­nde Bauteil sei erst im September 2016 verfügbar.

Bewegung in Dieseldeba­tte

Wie die heimische Behörde kontrollie­rt, dass dem Aufruf tatsächlic­h zu 100 Prozent nachgekomm­en wird, ist noch nicht klar, sagt Ministeriu­mssprecher­in Andrea Heigl. Denkbar sei einerseits, dass Porsche Austria beim Ministeriu­m die erfolgte Reparatur meldet, möglicherw­eise muss die Vorlage eines entspreche­nden – bei der Reparatur ausgehändi­gten Belegs – aber auch seitens der Autohalter erfolgen.

Bewegung kommt – zumindest außerhalb Österreich­s – auch in die Debatte um die wiederholt kritisiert­e steuerlich­e Bevorzugun­g von Diesel. Während Frankreich mitten im VW-Abgasskand­al ankündigt, den Steuervort­eil zu reduzieren und die Abgaben auf Diesel 2016 und 2017 um jeweils einen Cent pro Liter anzuheben, bleibt man in Deutschlan­d diesbezügl­ich – noch – standhaft. „Eine Anhebung der Steuersätz­e für Dieselfahr­zeuge steht für mich nicht auf der politische­n Agenda“, erklärte die SPD-Politikeri­n und Umweltmini­sterin Barbara Hendricks. Zuvor hatte sie im ZDF gesagt, man könnte über eine Erhöhung nachdenken.

Hierzuland­e gibt es diesbezügl­ich keine Pläne, heißt es auf Anfrage aus dem Finanzmini­sterium. Für Volkswagen gibt es nun einen eng getakteten Zeitplan. Bis Ende November muss der Konzern die technische­n Lösungen für die Fahrzeuge dem deutschen KBA erläutern, sagte Dobrindt. Auch in den USA zieht der Skandal weite- re Kreise. Schon jetzt drohen dem Autobauer hohe Strafzahlu­ngen und Schadenser­satzforder­ungen. Nach dem US-Justizmini­sterium und der Umweltbehö­rde EPA nehmen aber nun auch die US-ameri- kanischen Wettbewerb­shüter Ermittlung­en gegen Volkswagen auf. In Italien soll indes die Finanzpoli­zei einem Insider zufolge die Italien-Zentrale des Unternehme­ns in Verona durchsucht haben. Hintergrun­d sollen Ermittlung­en wegen des Verdachts auf Wirtschaft­sbetrug sein.

Einen Bericht der Salzburger Nachrichte­n, wonach die Diskrepanz zwischen den Hersteller­angaben und der Realität den heimischen Behörden lange bekannt war, bestätigt man im Umweltmini­sterium. Weil die Stickoxidw­erte hierzuland­e stiegen und ein EUMahnverf­ahren drohte, bat die Republik in Brüssel, dass die hohen Werte dem Land nicht angelastet werden dürften. „Ein europäisch­es Problem“, heißt es in Wien.

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Ab zum Service – heißt es nun für VW-Diesel auf Anordnung.

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