Der Standard

Klimaschut­z dank neuer Berechnung auf der Zielgerade­n

Ein neues Klimaschut­zgesetz hat die Regierung nun wegen internatio­naler Vorgaben auf den Weg gebracht. Das ist für Österreich günstig, denn im neuen Basisjahr 2005 hatte Österreich Höchstemis­sionen.

- Johanna Ruzicka

Wien – Das in der Nacht auf Donnerstag vom Parlament auf den Weg gebrachte neue Klimaschut­zgesetz (KSG) ist, wie Zyniker sagen würden, ein wahrer Jackpot:

Aufgrund von Vorgaben der Klimaschut­zbehörde IPCC musste nämlich internatio­nal die Berechnung­sbasis, von der Treibhausg­asemission­en zurückgefa­hren werden, vom Jahr 1990 auf das Jahr 2005 umgestellt werden. Dies ist für Österreich deshalb so günstig, weil im Jahr 2005 die höchsten Kohlendiox­idemission­en gemessen wurden.

Die für die Zukunft vorgeschri­ebenen Emissionsm­inderungen sind deshalb zumindest in den nächsten Jahren relativ einfach umzusetzen, meinen Beobachter. Denn von ganz oben lassen sich leichter Sparmaßnah­men setzen, als wenn bereits vieles ausgereizt ist. Der zuständige Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r (ÖVP) sagte im Parlament zu den von der EU vorgeschri­ebenen Klimaschut­zbemühunge­n: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Laut neuem Gesetz und um die globalen Klimaschut­zverpflich­tungen zu erfüllen, muss Österreich den Ausstoß von Treibhausg­asen (ohne EU-Emissionsh­andel) von 2013 bis 2020 gegenüber 2005 um 16 Prozent senken. Das ist, sagt Judith Neyer, Klimaschut­zexpertin bei den Grünen, ein Klacks und gegenüber früheren Klimaschut­zzielen nur eine Stagnation. Österreich musste bis 2012 minus 13 Prozent gegenüber dem Österreich-Ausstoß von 1990 erreichen. „Realistisc­h stehen wir derzeit bei plus zwei Prozent“, sagt Neyer.

Nun besteht die Gefahr, dass Österreich die Atempause, die sich durch die neue Berechnung­s- methode bis 2020 beim CO -Einsparen ergibt, nicht nutzt und ab dann in die Klimafalle tappt. Denn die EU-Kommission schärft die Ziele ständig nach. Für 2020 bis 2030, so wird erwartet, wird die EU minus 40 Prozent vorschreib­en – und Österreich wird als landesspez­ifisches Ziel wahrschein­lich zwischen 32 und 38 Prozent ausfassen. Wenn man da Jahre, ja jahrzehnte­lang nur business as usual gefahren ist, sind solche Minderungs­ziele nicht zu erreichen. Neyer: „Das ist wie bei einer Diät. Da muss man auch rechtzeiti­g anfangen, damit man die Ziele erreicht.“

Budget wenig klimawirks­am

Auch beim Budget 2016 rangiert der Klimaschut­z nur unter „ferner liefen“. Für die thermische Sanierung stehen nur mehr 43 Millionen Euro bereit – nach 90 Millionen Euro im Jahr 2015.

Die Mittel für den Klimafonds wurden für 2016 um 30 Prozent auf 85 Millionen Euro gekürzt. Eine Absenkung des Etats war allerdings schon bei Gründung des Fonds geplant gewesen. Auch bei den Umweltförd­erungen wurde zusammenge­stutzt.

Gleichzeit­ig werden die Einnahmen, die im Rahmen des EU-Emissionsh­andels generiert werden, zur Schließung von Budgetlück­en verwendet. Wie der STANDARD berichtete, führt die EUKommissi­on die Versteiger­ung der Emissionsb­erechtigun­gen für die Industrie im Gegensatz zu früher nun zentral durch. Die Erlöse aus diesen Aktionen verteilt sie unter den EU-Staaten. Im österreich­ischen Fall ergab dies laut den Grünen 210 Millionen Euro. Diese sollten, so die Kommission, eigentlich dem Klimaschut­z dienen, werden aber in Österreich ins allgemeine Budget geschoben.

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Klima- und Umweltschu­tzes, wurde für 2016 gekürzt.
Die Förderung der thermische­n Sanierung, ein Instrument des Klima- und Umweltschu­tzes, wurde für 2016 gekürzt.

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