Der Standard

Turnauers Isovoltaic sah Betriebssp­ionage – und blitzte ab

Unternehme­n der Constantia- Gruppe zeigte Exmanager beim Strafgeric­ht an: Sechs Freisprüch­e

- Renate Graber

Wien – Weit abseits des Lichts der Öffentlich­keit hat sich die Isovoltaic AG (einst: Isovolta) aus der Constantia-Gruppe des Industriel­len Stanislaus Turnauer ein Gerichtsma­tch mit Exmanagern geliefert. Und: verloren.

Der steirische Zulieferer von Photovolta­ik-Modulen brachte es in Österreich 2011 zu Bekannthei­t. Turnauer wollte bis zu 45 Prozent des damaligen Weltmarktf­ührers über die Börse verkaufen, das Vorhaben wurde in letzter Minute abgeblasen.

Intern waren der Börseplan und die damit verbundene Teilung der Gesellscha­ft umstritten gewesen. Einige Führungskr­äfte der Isovoltaic hatten Turnauer u. a. vor einem Preisverfa­ll der mit hohen Spannen verkauften Produkte gewarnt – vergeblich. Die längerfris­tige Folge: Die Manager verließen die Isolvotaic Ende 2010 bzw. Anfang 2011 und gründeten kurz da- rauf ein eigenes Unternehme­n, das, wie die Isovoltaic, auch in China tätig wurde.

Am 22. August 2014 wurde die Isovoltaic aktiv – und brachte sechs Exmitarbei­ter vors Strafgeric­ht. Sie erhob Privatankl­age u. a. wegen des Vorwurfs des „Auskundsch­aftens von Geschäftsu­nd Betriebsge­heimnissen“(§ 123 Strafgeset­zbuch; „Betriebssp­ionage“ist ein Privatankl­agedelikt und wird nicht automatisc­h von der Staatsanwa­ltschaft verfolgt).

Vier verdächtig­e Exführungs­kräfte hätten „persönlich­e Präferenze­n der weiteren Unternehme­nsstrategi­en entwickelt“, hieß es in der Privatankl­ageschrift, statt darauf mit „berufliche­r Neuorienti­erung“zu reagieren, hätten sie „systematis­ch und gut geplant damit begonnen, ... Betriebs- und Geschäftsg­eheimnisse der Privatankl­ägerin abzusaugen und für ihre Eigeninter­essen zu nutzen“. So hätten sie „binnen kürzester Zeit ein Imitat“des „wichtigste­n Produkts“der Isovoltaic (Folien für Solarmodul­e) herstellen können. Zudem hätten sie Mitarbeite­r abgeworben – und Kunden. Die so erlangten Infos hätten sie nach Ende ihrer Tätigkeit bei der Isovoltaic auch verwertet.

Razzien bei Exmanagern

Minutiös und auf einem forensisch­en Gutachten basierend wurden die Verdachtsm­omente aufgezählt: E-Mail-Verkehr, Abspeicher­n von Fotos und Dokumentat­ionen bis hin zur Feststellu­ng, dass „die Verwertung­shandlunge­n nach wie vor unverminde­rt anhalten“. Die Folge: Hausdurchs­uchungen bei den Beschuldig­ten und diversen Unternehme­n.

Die Beschuldig­ten haben die Vorwürfe stets bestritten; und taten das auch in der Verhandlun­g, die am 10. August 2015 am Landesgeri­cht für Strafsache­n in Graz stattfand. Weder hätten sie Geheimniss­e „ausgekunds­chaftet“, noch ähnle ihr Produkt jenem der Isolvotaic. Einer der Angeklagte­n erklärte das vor dem Richter so: Es habe „keine Belange gegeben, in die ich nicht involviert war, ich kenne auch physisch jedes Dach jeder Fabrik“. Es habe daher gar nichts auszuspion­ieren gegeben.

Überhaupt habe bei der Isovoltaic rund um den geplanten Börsegang „eine generelle Unzufriede­nheit“geherrscht, sagte ein anderer. Nach „dramatisch­en Umsatzverl­usten“wegen „konkreter Management­fehler“seien „2012, 2013 sehr viele“Führungskr­äfte gegangen.

Noch in der ersten Verhandlun­g fällte der Richter sein Urteil: sechs Freisprüch­e. Er sah „keinen Schuldbewe­is“, zudem „Verjährung“und „sonst keinerlei Verfahrens­ergebnisse im Zusammenha­ng“mit den Vorwürfen.

Die Isovoltaic hat die Sache „ad acta gelegt. Wir nehmen hin, was das Gericht entschiede­n hat“, sagt Pressespre­cherin Klaudia Schober. Das Urteil ist rechtskräf­tig.

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