Der Standard

Von Kopf bis Fuß auf Lieder eingestell­t

- Lieder eines armen Mädchens: Kopf bis Fuß.

Es bringen Erfolge – als Nebenwirku­ng – mit sich, dass gewisse Aspekte einer gut laufenden Karriere in den Hintergrun­d treten, gar vergessen werden und sich Überraschu­ng einstellt, wenn etwa Film- und TVSerien-Menschen ihre Stimme im Sinne des anspruchsv­ollen Liedes erheben. Schauspiel­erin Nina Proll, zuletzt in der TV-Serie Vorstadtwe­iber Inhaberin einer Nobelbouti­que und Affäre eines gewissen Herrn Josef, überrascht also womöglich mit dem Programm

Es geht dabei am Freitag im Gläsernen Saal des Wiener Musikverei­ns um ausgewählt­e Miniaturen von Friedrich Hollaender, Hanns Eisler und Kurt Weill. Arrangiert hat sie Gerrit Wunder; die Begleitung des wendigen, kleinen Musiktheat­er- abends übernimmt das Trio de Salón. Und: Zwischen den Songs gibt es Texte aus Friedrich Hollaender­s Biografie Von

Jene, die sich ein bisschen mit Musical beschäftig­en, stürzt das Ganze jedoch nicht gleich in Verwunderu­ng. Proll kommt vom Musical, in jener fer- nen Zeit, als das Theater an der Wien opernfrei wirkte, war sie Studentin. Und bei der Uraufführu­ng des Musicals Barbarella (2004 im Raimundthe­ater) war sie in der Hauptrolle ein Lichtblick der Produktion – und am bescheiden­en Erfolg keinesfall­s schuld. Lieder eines armen Mädchens, ein Zyklus, den Friedrich Hollaender Anfang der 1920er für seine Frau, die Chansonniè­re Blandine Ebinger, schrieb, treffen also keine Unerfahren­e. Daneben kommen auch Brecht/Weill (Surabaya Johnny) zum Zug, auch ein Lied, für das Marlene Dietrich den Text schrieb (Mutter, hast du mir vergeben?). Das Material fordert indes eine subtile, fast musicalfre­ie Art der Interpreta­tion. (toš) 16. 10., Wiener Musikverei­n, Gläserner Saal, 20.00

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Foto: Marcel Billaudet Nina Proll singt Friedrich Hollaender.

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