Auf den Schelling gekommen
Es blieb einst Rudolf Edlinger vorbehalten, das Budget der Republik auf den Hund zu bringen. Er würde lieber seinen Spielgefährten mit der feuchten Schnauze auf eine Knackwurst aufpassen lassen als die ÖVP aufs Budget. Damit war klar: Edlinger hatte nicht, wie weiland Marx, Hegel vom Kopf auf die Füße zu stellen, sondern den österreichischen Staatshaushalt auf vier samtweiche Pfoten.
Rudolf Edlingers vierbeiniger Freund sitzt heute höchstwahrscheinlich im Hundehimmel und verschlingt dort Wurstkränze. Bei Armin Wolf in der
aber saß Hans Jörg Schelling. Er gehört, man darf es nicht verschweigen, der Österreichischen Volkspartei an. Die nachträgliche Kränkung für Edlingers Wauwau kann man sich lebhaft vorstellen.
Schelling, der gelernte Unternehmer, glich das historische Unrecht – aus Sicht Ed- lingers – insofern aus, als er im
Studio einen Hundeblick aufsetzte. Seit 15 Jahren stelle die ÖVP nunmehr Kanzler und/ oder Finanzminister, rechnete Wolf vor. Die Bemühungen um ein ausgeglichenes Budget hätten wie folgt zu Buche geschlagen: Das Defizit im Staatshaushalt sei von 140 auf 291,6 Milliarden Euro explodiert.
Der Säckelwart dachte nicht im Traum daran, aus der Rolle des Vierbeiners herauszuschlüpfen. Seine Miene der Nachdenklichkeit ließ an einen kräftigen Wachhund denken, der das Haus bewacht, aus dem lichterloh die Flammen schlagen. „Mir ist die Schuldenpolitik zu weit gegangen“, gab er ungerührt zu Protokoll.
Auch er sei ein Gegner des „strukturellen Nulldefizits“, wie es die EU über ihre Mitglieder verhängt. Schellings Ethos zeugt von hündischer Umsicht: Wir müssen in Zukunft einfach kleinere Würste füllen. p derStandard.at/TV-Tagebuch