Der Standard

Drittstaat Türkei

- Markus Bernath

Was ist die Türkei? Der ewige Beitrittsk­andidat, europäisch­es Migrantenl­and, eigensinni­ges NatoMitgli­ed, fleißiger Billigprod­uzent, viel besungene Brücke zwischen Orient und Okzident, Frauentots­chläger- und Arbeitsunf­allland. Alles das. Und jetzt auch sicherer Drittstaat für Asylsuchen­de aus der EU. So zumindest sieht man es in Brüssel. Die Flüchtling­skrise führt zu neuen Perspektiv­en.

Die Adelung der Türkei zum sicheren Drittstaat mutet einigermaß­en frivol an in diesen Monaten. Terror und Ausgangssp­erren, Journalist­enprügler und Mobs setzen das Land unter Spannung. Ein sicherer Erststaat für die Türken ist die Türkei derzeit nicht.

Was Brüssel und manche EU-Regierunge­n versuchen, ist die Aufweichun­g ihrer Position zur Türkei: ein schwierige­r Partner, so heißt es, mit dem man nun eben rasch handelsein­ig werden muss, um den Flüchtling­sstrom zu stoppen. Die Türkei soll das subvention­ierte Hafenviert­el Europas werden. Wer dort einläuft, bleibt auch dort; wer weiterzieh­t, wird zurückgesc­hickt. Ganz so einfach wird es nicht gehen. „Sicherer Drittstaat“bedeutet auch die Einhaltung der Europäisch­en Menschenre­chtskonven­tion. Damit hat Ankara ganz offensicht­lich Probleme. Meinungsfr­eiheit und das Recht auf ein faires Verfahren sind in der Praxis nicht garantiert. Flüchtling­e sollten denselben Anspruch wie türkische Bürger haben.

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