Rudolf Hundstorfer
Ein Wahldebakel, das zum Aufruhr in der SPÖ und zum Sturz des Parteichefs führt: Dieses Szenario sieht so mancher Sozialdemokrat für das Frühjahr herandräuen. Der Grund: Die Kanzlerpartei tut sich schwer, einen überzeugenden Kandidaten für die Präsidentenwahl zu finden.
Im Angebot steht bisher nur Rudolf Hundstorfer, ein Funktionärstyp alter Schule. Der Sozialminister ist laut Umfragen zwar der beliebteste SP-Minister, doch das heißt angesichts bescheidener Konkurrenz wenig. Gemessen an ÖVP-Ressortchefs liegt der 63-Jährige nur im Mittelfeld.
Wie der geborene Wahlkämpfer wirkt der Wiener mit seinem gemütlichen bis behäbigen Habitus auch nicht. Im politischen Infight würde ihm der Makel des Mitglieds einer übel beleumundeten Regierung wie ein Mühlstein um den Hals hängen.
In der SPÖ wären deshalb viele froh, wenn ein überparteilicher, gemeinsamer Kandidat auftauchte. Dies könnte Geld und eine empfindliche Niederlage ersparen.
Andererseits: Hundstorfer hat schon mehrmals jene Lügen gestraft, die ihn unterschätzten, und sich als einstige „Verlegenheitslösung“zu einem der mächtigsten Männer der SPÖ gemausert. Als Gewerkschafter, der mit seiner vergeigten Schulkarriere – „in Latein hatte ich keine Chance“– offen umgeht, könnte er beim „kleinen Mann“punkten. Und Attribute wie Wahlkampfuntauglichkeit oder Profillosigkeit hat man einst auch einem anderen Kandidaten nachgesagt: Heinz Fischer.