Faymann im Umfragetief
Kanzler büßt für Verluste der SPÖ
Linz – Bundeskanzler Werner Faymann werden die Verluste seiner SPÖ in einem stärkeren Ausmaß angelastet als Vizekanzler Reinhold Mitterlehner die Verluste der ÖVP. Das geht aus einer aktuellen Market-Umfrage für den Standard hervor.
Sie zeigt in der Kanzlerfrage den Amtsinhaber auf dem dritten Platz hinter Mitterlehner und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Die Freiheitlichen werden von den befragten Wahlberechtigten allerdings am stärksten als durch die vergangenen Wahlen gestärkt wahrgenommen.
Was die Umfrage auch zeigt: Bei der Frage nach der Verantwortung für das miese Abschneiden der Koalitionsparteien in den Bundesländern wird der ÖVP stärker als der SPÖ das Spitzenpersonal auf Landesebene angelastet. (red)
Linz – Bundeskanzler Werner Faymann wird von den Österreichern eine größere Verantwortung für die Verluste der SPÖ bei den Landtagswahlen zugeschrieben als Reinhold Mitterlehner für die Verluste seiner ÖVP. Das geht aus einer nach der Wien-Wahl durchgeführten Market-Umfrage für den Standard hervor.
Market fragte zunächst, wie zufrieden die bundesweit Wahlberechtigten mit dem Wahlausgang in den Ländern sind. Nur vier Prozent zeigten sich sehr zufrieden, 35 Prozent immerhin zufrieden. Aber 37 Prozent sind weniger und weitere 19 Prozent gar nicht zufrieden mit dem Wahlergebnis. Auch unter den Wählern der FPÖ, die in Oberösterreich und Wien stark zugelegt hat, ist die Zufriedenheit kaum anders verteilt als im Rest der Bevölkerung.
Und: Nur 15 Prozent sehen positive, 41 Prozent aber negative Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die Zukunft Österreichs – ähnlich war schon ein Befragungsergebnis im Juni nach den Landtagswahlen in der Steiermark und im Burgenland.
Die Frage, welche Parteien auf Bundesebene nun gestärkt, welche geschwächt wären, weist nur FPÖ (91 Prozent gegen sechs Prozent) und Neos (65 Prozent gegen 25 Prozent) als gestärkt aus – bei allen anderen Parteien überwiegt die Schwächung. Am deutlichs- ten bei der ÖVP (97 Prozent erleben sie geschwächt, zwei Prozent gestärkt) und der SPÖ (75 Prozent sehen sie geschwächt, 23 Prozent, am ehesten die Ostösterreicher, als gestärkt). Auch bei den Grünen überwiegt ein geschwächter Eindruck (67 Prozent) den der Stärkung (26 Prozent).
In der hochgerechneten Sonntagsfrage liegt die FPÖ mit 30 Prozent allerdings etwas schwächer als im September (32), jedoch ganz klar über ihrem letzten Wahlergebnis und der Kanzlerpartei SPÖ (24 Prozent) sowie der ÖVP, die mit hochgerechneten 22 Prozent den dritten Platz belegt.
Die Grünen sind mit bundesweit 15 Prozent in der Umfrage stabil, die Neos überspringen bundesweit gerade die Fünf-ProzentHürde.
Mitterlehner schlägt Strache
Anders sieht es bei der – theoretischen – Kanzlerfrage aus. Könnte man den Bundeskanzler direkt wählen, dann würde Rein- hold Mitterlehner mehr Stimmen bekommen, als seine ÖVP in den Rohdaten hat – erst durch die Hochrechnung (also die Zuordnung unentschlossener Wahlberechtigter) kommt die Volkspartei auf jene 22 Prozent, mit denen Mitterlehner Erster würde.
Hinter Mitterlehner stehen in der Kanzlerfrage Heinz-Christian Strache mit 20 Prozent und, deutlich abgeschlagen, Amtsinhaber Werner Faymann mit 16 Prozent. Grünen-Chefin Eva Glawischnig kommt auf zehn, Neos-Chef Matthias Strolz auf sechs Prozent – Frank Stronach dagegen kann sich (fast) niemand mehr als Kanzler vorstellen.
Die Grafik zeigt, welche Gründe die Österreicher für das schlechte Abschneiden der Koalitionsparteien bei den Landtagswahlen sehen. Das Thema Flüchtlinge und Asyl dominiert in der Einschätzung beider Parteien vor den anderen Bundesthemen. Verkehr, Mieten und Pflege werden kaum als wahlentscheidend gesehen.