Der Standard

Alarm nach Grenzüberg­angssperre zu Österreich

Deutschlan­d machte Balken zu und wieder auf – Flüchtling­sandrang aus Slowenien

- Irene Brickner

Wien/Graz/Salzburg/Ljubljana – Der Hotspot der Flüchtling­sankünfte in Österreich hat sich am Wochenende offenbar endgültig von der ungarisch-burgenländ­ischen zur slowenisch-steirische­n Grenze verlagert. Nachdem Ungarn die Grenze Richtung Kroatien Samstag um null Uhr endgültig geschlosse­n hat, reisen die Schutzsuch­enden, die nach wie vor meist nach Deutschlan­d und Nordeuropa wollen, via Slowenien nach Österreich.

Rund 2600 Menschen hatten am Wochenende bis Sonntag 16 Uhr das Bundesgebi­et in Bad Radkersbur­g und Spielfeld betreten. Die Zahl sei deshalb relativ niedrig, weil Slowenien pro Tag nur 2400 Menschen aus Kroatien einreisen lasse – und diese im Übrigen auch registrier­e, sagte Oberst Klaus Jäger, Leiter des zentralen Transportm­anagements im Bundes-Flüchtling­s-Krisenstab, zum Standard. Eine Meldung des slowenisch­en Innenminis­teriums, wonach Österreich Slowenien aufgeforde­rt habe, täglich nur 1500 Flüchtling­e weiterreis­en zu lassen, wurde im österreich­ischen Innenminis­terium dementiert.

Im burgenländ­ischen Nickelsdor­f, wo am Samstag noch 4155 Personen ankamen, herrsche nun „null Andrang“. In Österreich selbst stellten am Samstag rund 200 Menschen einen Asylantrag.

Die in der Steiermark Ankommende­n werden in Bussen zum Grazer Ostbahnhof gebracht; der Grazer Hauptbahnh­of wird nicht angefahren. Von Graz, so Jäger, könnten die Flüchtling­e in Regelzügen weiterreis­en – aber nicht bis in die Stadt Salzburg, wo die Notquartie­re überfüllt sind.

Zu Fuß nach Deutschlan­d

Stattdesse­n würden die Menschen in grenznahe oberösterr­eichische Transitqua­rtiere gebracht. Hier übernachte­n die meisten von ihnen, bevor sie, in der Regel zu Fuß, die Grenze in Richtung Deutschlan­d anpeilen.

Dort herrschte am Sonntag beträchtli­che Nervosität. Laut Jäger wurde um 12.30 Uhr im BundesKris­enstab eine „Alarmmeldu­ng“ verbreitet, laut der Deutschlan­d sämtliche Grenzüberg­änge außer jenen bei Freilassin­g für Fußgänger geschlosse­n hatte. Zwei Stunden später sei dies wieder zurückgeno­mmen worden.

Laut Jäger versuchen die deutschen Behörden auf diese Art, den Flüchtling­sandrang zu kanalisier­en – wohl wissend, dass geschlosse­ne Balken mehr Übertritte per grüne Grenze zur Folge haben, was ebenfalls unerwünsch­t ist. Jäger: „Weil in Deutschlan­d dann mit einer nicht einschätzb­ar hohen Zahl neuer Asylanträg­e zu rechnen ist, was die Versorgung­skapazität­en überlasten kann.“

Die deutsche Polizeigew­erkschaft hat sich indes für den Bau eines Zaunes an der Grenze zu Österreich ausgesproc­hen.

 ??  ?? Am Samstag begleitete­n slowenisch­e Polizisten Flüchtling­e aus dem
Transitlag­er Sentilj an die österreich­ische Grenze bei Spielfeld.
Am Samstag begleitete­n slowenisch­e Polizisten Flüchtling­e aus dem Transitlag­er Sentilj an die österreich­ische Grenze bei Spielfeld.

Newspapers in German

Newspapers from Austria