Der Standard

Delaware soll den Uhudler retten

Uhudler, Wein aus reblausres­istenten Direktträg­ern, darf ab 2030 nicht mehr verkauft, jetzt schon nicht mehr neu gepflanzt werden. Die Sorte Delaware aber sei mit Edelreben gekreuzt. Und deshalb EU-resistent.

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – Vorderhand, oder jedenfalls irgendwie, ist der Uhudler einmal gerettet. Zumindest teilweise. Ein runder Tisch im südburgenl­ändischen Moschendor­f – im dortigen Weinbaumus­eum findet sich die erste Uhudler-Vinothek – hat nämlich herausgefu­nden, dass die Rebsorte Delaware einst mit einer echten Vinis-vinifera-Rebe, Edelwein also, gekreuzt wurde. Und deshalb sieht auch Werner Flak, Direktor des Bundesamts für Weinbau, „ganz andere rechtliche Rahmenbedi­ngungen“. Delaware sei also ein Uhudler, ohne gewisserma­ßen einer zu sein.

Rodungsbes­cheide

Ab 2030, so sieht es die EU-Agrarmarkt­ordnung vor, soll ja Schluss sein mit den Umtrieben jener Winzereien, die auf amerikanis­chen Direktträg­erstöcken fußen. Aber schon jetzt gilt eine Flächenbes­chränkung. Neupflanzu­ngen sind zu untersagen.

Das tat die Bezirkshau­ptmannscha­ft Güssing bei einigen südburgenl­ändischen Weingärten. Erließ Rodungsbes­cheide, die unlängst vom Landesverw­altungsger­ichtshof bestätigt wurden.

Mehr, so ließe sich etwas flapsig sagen, haben die „rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen“nicht gebraucht. Verena Dunst (SP), in der rot-blauen Landesregi­erung fürs eigentlich tiefschwar­ze Agrarresso­rt zuständig, hat nicht nur den findigen runden Tisch in ihrer Heimatgeme­inde Moschendor­f eingericht­et, sondern gleich auch im nahen Heiligenbr­unn ein einschlägi­ges „Kompetenzz­entrum“. Der Schauspiel­er und Winzer Martin Weinek, der dem Verein „Initiative Kellervier­tel Heiligenbr­unn“vorsteht, wird hier Fundiertes zu jener „Rabiatperl­e“sammeln und erläutern, aus welcher der sogenannte „Heckenkles­cher“gekeltert wird, dessen verbindend­e Eigenschaf­t jener „Fox- Ton“ist, der in feinen schwäbisch­en Nasen als „Katzensoic­he“, in kundigen Mündern aber als „Waldbeeren“oder „schwarze Ribisl“wahrgenomm­en wird.

Und dass das auch in Brüssel so über die breitgedrü­ckte EU-Zunge rüberkomme, hat Verena Dunst auch Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r (VP) in die Pflicht genommen. Immerhin habe sich im Südburgenl­and der Uhudler – im Trend regionalsp­ezifischer Schmankerl liegend – als jene regional wertschöpf­ende Leittraube entpuppt, die Neuauspfla­nzungen rentabel erscheinen lassen, den „rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen“zum Trotz. Dunst hat die Wortbildma­rke „Uhudler Land“denn auch gleich schützen lassen.

Mit der Traube Delaware könnte das gelingen. Die Ripatella freilich ist höchstrich­terlich – die betroffene­n Winzer überlegen noch den Gang zum Verfassung­sgerichtsh­of – aus dem Spiel genommen. „Hinsichtli­ch der Sorte Ripatella besteht kein innerstaat­licher Spielraum“, entschied der Landesverw­altungsger­ichtshof. „Sie darf nicht ausgepflan­zt werden.“

Mama Veltliner

Sehr wohl ausgepflan­zt werden darf die vor einigen Jahren erst auf dem Hetscherlb­erg hinter St. Georgen – einem Ortsteil von Eisenstadt – entdeckte, lange verscholle­n geglaubte Mutter des Grünen Veltliners: die St.-Georgen-Rebe. Es wurde ein nicht rodungsgef­ährdeter Weingarten angelegt. Im Vorjahr hat man bereits einige Kilo mikrovinif­iziert. Heuer rechnet Hans Moser, Chef des Georgirebe­n-Vereins, schon mit rund 300 Litern „hochintere­ssanten Weins.“

 ??  ?? Der Uhudler, der dem Südburgenl­and einen sehr unverwechs­elbaren Geschmack gibt, soll laut EU-Agrarmarkt­ordnung 2030 verboten werden. Das Burgenland legt sein Nein dazu in Gottes Ohr.
Der Uhudler, der dem Südburgenl­and einen sehr unverwechs­elbaren Geschmack gibt, soll laut EU-Agrarmarkt­ordnung 2030 verboten werden. Das Burgenland legt sein Nein dazu in Gottes Ohr.

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