Neue Spielregeln
Russland stellt neue Regeln im Syrien-Krieg auf – aber auch rund um Syrien geraten allerlei Gewissheiten ins Wanken. Ungeniert wildert Moskau in den von den USA „befreiten“Ländern Irak und Afghanistan – eine Kooperation da, ein Angebot dort –, will Ägypten ein Atomkraftwerk bauen und koordiniert sich militärisch mit Israel. Die USA können derweil schauen, wo sie bleiben.
Washington fährt seine Unterstützung für die syrischen Kurden hinauf: eine Belastung für die mühsam erreichte Anti-IS-Allianz mit der Türkei. Und während Ankaras Verhältnis mit Saudi-Arabien angesichts der saudischen AntiMuslimbrüder-Politik jahrelang schlecht war, finden sich die beiden Staaten nun gemeinsam an der Ablehnungsfront gegen die russische Intervention. Das mit saudischer Hilfe vor der Muslimbrüdergefahr gerettete Ägypten äußert offen seine Hoffnung, dass die Russen nicht nur mit dem „Islamischen Staat“, sondern auch mit allen anderen Jihadisten aufräumen. Beredt ist auch das Schweigen in Jordanien, dem saudischen Brückenkopf zu Syrien: In Amman scheint man den Russen eine Chance geben zu wollen.
Und dann die Iraner: Sie und ihre Satellitenmilizen dominierten in Syrien den Kampf gegen die Rebellen, bis die Russen kamen – und so nebenbei die syrische Armee wieder aufwerteten. Zwar spielen Moskau und Teheran in Syrien in einem Orchester. Aber die Iraner spielen jetzt die zweite Geige. Auch das gefällt einigen in der Region.