Der Standard

Von Krise zu Krise

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Im Sommer war die Griechenla­ndkrise noch Hotspot Europas. Jetzt steht das Wort Hotspots für ein anderes Thema, und Griechenla­nd schafft es nur mit ankommende­n Flüchtling­en in die internatio­nalen Medien. Das dürfte so manchem Euro-Kutscher gar nicht unrecht sein. Denn die Einigung zwischen Geldgebern und Athen von Mitte Juli ist weniger eindeutig, als es die Politik weismachen will. Denn zu einem guten Teil bestehen die Sparmaßnah­men aus Überschrif­ten.

Das muss kein Nachteil sein, denn eine völlige Entmündigu­ng eines souveränen Staates wäre nicht nur demokratie­politisch bedenklich, sie vereitelte auch die notwendige interne Unterstütz­ung für das Programm. Doch der Kurs birgt auch viele Gefahren. Bei der Abstimmung im Parlament in der Nacht auf Samstag votierten Opposition­sparteien wie die Nea Dimokratia gegen die Maßnahmen für strengere Steuereint­reibung und Anhebung des Pensionsal­ters. Dabei hatten die Konservati­ven den Sparkurs grundsätzl­ich gebilligt. Wenn der Druck der Straße wächst – und davon kann man angesichts weiterer Verschärfu­ngen ausgehen –, wird es für die Syriza-geführte Regierung eng. Ein paar Abweichler reichen, um eine Mehrheit im Parlament zu verhindern. Dann dürfen auch keine Hilfsgelde­r fließen.

So weit ist es derzeit nicht. Doch die EU muss lernen, dass sich eine Krise nicht wegzaubern lässt, nur weil eine andere in den Mittelpunk­t gerückt ist.

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