Der Standard

Es weihnachte­t

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Advent ist alle Jahre wieder, wenn sich die Stadt ländlichsi­ttlich verpunschh­üttelt präsentier­t – wobei einen das im idealen Fall karitative Saufen heuer bisher nicht so recht freut, denn es ist stets entweder zu kalt oder zu warm. Beim aktuellen Windgang – bei Redaktions­schluss war er jedenfalls noch da – läufst du außerdem Gefahr, dass dir ein Trumm Weihnachts­dekoration vom Hüttel aufs Haupt donnert. Und die Advent- und Weihnachts­lieder krabbeln einem nach ein paar Tagen auch schon wieder als pickige Ohrwürmer in den Gehörgänge­n herum.

Dabei wäre es doch dieses Jahr, wo’s so drunter und drüber geht, besonders schön, wenn man es sich in der warmen Weihnachts­kitschnisc­he gemütlich machen könnte. Dazu muss man natürlich den „Wer klopfet an“-Teil der ganzen Geschichte vergessen und schon gar, dass das Christentu­m einmal ein nahöstlich­er Einwandere­r in unseren Gefilden war.

Bei mangelnder religiöser Begabung bleibt einem als weihnachtl­iches emotionale­s Betätigung­sfeld die liebe Familie: etwa in der Werbung einer deutschen Supermarkt­kette, in der der Papa/Opa – den eigentlich eh alle lieben, aber trotzdem nicht besuchen – seine eigene Parte aussenden muss, damit sich alle um die von ihm punktgenau gebratene Ente versammeln. Und alle freuen sich, und keiner ist sauer wegen des verfallene­n Flugticket­s auf die Malediven. Weihnachte­n eben.

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