Der Standard

Riad lädt Syriens Opposition ein

Saudi-Arabien ist für Liste der „Moderaten“zuständig

- Gudrun Harrer Asharq al-Awsat.

Die in Wien etablierte „Internatio­nal Syria Support Group“(ISSG) muss, bevor sie einen politische­n Übergangsp­rozess in Syrien auf Schiene bringen kann, klären, wer denn überhaupt an diesem Prozess teilnehmen darf: wer „Terrorist“und wer „Opposition“ist im syrischen Kriegsthea­ter. Es liegt auf der Hand, dass die beiden Kategorien wie kommunizie­rende Gefäße funktionie­ren: Sinkt die Zahl der „Terroriste­n“, steigt jene der Politiker und umgekehrt.

Jordanien hat die Aufgabe übernommen, die Terroriste­nliste zu erstellen, Saudi-Arabien bereitet ein erstes Treffen von ausgewählt­en Opposition­ellen vor. Hieß es zuvor, dass am 15. Dezember in Riad eine erste Runde stattfinde­n soll, so ist nun das Datum wieder ungewiss; es könnte aber sogar schon früher sein, meldete am Dienstag Reuters mit Bezug auf Die Quelle für die Informatio­n ist die Syrian National Coalition (SNC), die wichtigste, aber immer wieder von Streiterei­en heimgesuch­te und von Diplomaten als notorisch schwach eingeschät­zte Dachorgani­sation der syrischen Opposition im Ausland.

Demnach hätten die Saudis 65 Opposition­svertreter eingeladen, 20 von der SNC, sieben vom National Coordinati­on Body (NCB), der größten internen syrischen Organisati­on, 20 bis 25 Unabhängig­e und Vertreter der Zivilgesel­lschaft und zehn bis 15 Rebellenfü­hrer, das heißt kämpfende Opposition.

Die Kurden – die wichtigste Gruppe davon ist die der türkisch- kurdischen PKK nahestehen­de YPG – sollen unter dem Dach des NCB nach Riad kommen.

Spannend wird, welche Rebellen auf der „guten“Liste stehen. Die Ausgangsla­ge der „Syria Talks“in Wien zeigte ja nur einen Konsens auf: Inakzeptab­el sind der „Islamische Staat“(IS) und die NusraFront, die zu Al-Kaida gehört.

Appell an Nusra-Front

Als irritieren­d wurde von manchen Beobachter­n der Appell des SNC-Chefs Khaled Khoja an die Nusra-Front empfunden, sich von Al-Kaida loszusagen: Würde es also genügen, dass radikal-jihadistis­che Akteure – die nie auch nur den geringsten demokratis­chen Ansatz für Syrien erkennen ließen – vor dem Beginn des politische­n Prozesses noch schnell einen Kurswechse­l hinlegen? Tatsächlic­h soll das auch der jordanisch­e Ansatz dafür sein, wer auf die Terroriste­nliste kommt: wer den politische­n Prozess zurückweis­t.

Es gibt einige Gruppen, wo die Meinungen im ISSG stark geteilt sind, auf welche Seite sie fallen sollen: Da geht es vor allem um die etwa 20.000 Mann starken „Ahrar al-Sham“, die in der Provinz Idlib und bei Aleppo eine wichtige Rolle spielen. Sie werden von der Türkei und Saudi-Arabien unterstütz­t; für andere sind sie ideologisc­h inakzeptab­el. Der saudische Außenminis­ter Adel al-Jubeir wollte sich während des Besuchs von Außenminis­ter Sebastian Kurz in Riad vorige Woche nicht dazu äußern, ob ein Vertreter eingeladen werde. Ähnlich umstritten ist „Jaish al-Islam“, dessen Führer Zahran Alloush ein hartgesott­ener Islamist ist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria