Der Standard

Neuanfang mit vielen Schwierigk­eiten in Burkina Faso

Der künftige Präsident Roch Marc Christian Kaboré soll nun das Land auf Vordermann bringen

- Kathrin Gänsler aus Ouagadougo­u

Die Jubelrufe und Hupkonzert­e waren kurz nach der Bekanntgab­e der Wahlergebn­isse in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougo­u nicht zu überhören. Sie galten aber nicht nur Roch Marc Christian Kaboré (58), dem künftigen Präsidente­n, der am vergangene­n Sonntag gleich im ersten Wahlgang mit 53,49 Prozent gewählt worden war. Vielmehr geht gerade ein Aufatmen durch den westafrika­nischen Staat, sind doch sowohl die 27-jährige Herrschaft von Blaise Compaoré als auch die 13monatige Übergangsp­hase tatsächlic­h beendet – und zwar durch eine friedliche und transparen­te Wahl. Zu dieser Einschätzu­ng kommen verschiede­ne Beobachter.

Positiv vom Wahltag beeindruck­t ist auch Halidou Ouédraogo, Präsident von Codel. Codel ist ein Zusammensc­hluss verschiede­ner nichtstaat­licher Organisati­onen, der mehr als 4000 Beobachter in die Wahllokale entsandt hatte. „Es ist so verlaufen, wie wir es uns vorgestell­t hatten“, freut er sich. „Wir haben keine Wahlfälsch­ungen oder Gewalt beobachten können. Es war eine friedliche Wahl.“Erleichter­t sei er außerdem, dass schon im Vorfeld viele der 14 Kandidaten – zwei Frauen und zwölf Männer – dazu aufgeforde­rt hatten, das Ergebnis zu respektier­en – egal, zu wessen Gunsten es ausfällt.

Alles Sieger

Das hat bei der Bekanntgab­e in der Nacht zum Dienstag auch Barthélémy Kéré, Präsident der nationalen unabhängig­en Wahlkommis­sion (Ceni), gelobt: „Ich möchte allen Kandidaten gratuliere­n. Wegen ihrer Fairness und Toleranz sind sie alle Sieger.“Besonders einer musste sich trotzdem als guter Verlierer präsentier­en: Zéphirin Diabré, den alle Beobachter noch vor ein paar Tagen in der Stichwahl gesehen hatten. Letztlich holte er lediglich 29,65 Prozent der Stimmen. Als die Niederlage absehbar war, gratuliert­e er Kaboré zuerst per Twitter und kurze Zeit später auch persönlich. Andere Bewerber nach.

Auf Kaboré kommen nun gewaltige Aufgaben zu. Das Land – ohnehin eines der ärmsten der Region – stand 13 Monate lang wirtschaft­lich still, weshalb jetzt nach der Wahl die Schaffung von Arbeitsplä­tzen zu den wichtigste­n Zielen gehört. Auch eine Strategie im Umgang mit dem massiven Bevölkerun­gswachstum von jährlich mehr als drei Prozent gilt als dringend notwendig. Denn weder Schulen noch Krankenhäu­ser noch die Subsistenz­landwirtsc­haft sind darauf ausgericht­et. Doch auch bei der Strom- und Wasservers­orgung kommt es zu massiven Schwierigk­eiten, wobei Letztere nun sogar zum Grundrecht erklärt worden ist. Während der Transition­sphase wurde die Verfassung dementspre­chend überarbeit­et.

Genau diese Realitäten müsse sich der neue Präsident nun anschauen, fordert Rapper Smockey, derzeit Burkina Fasos bekanntest­er Künstler und Mitbegründ­er der Demokratie­bewegung Balai Citoyen, die 2014 maßgeblich am Umsturz in Burkina Faso beteiligt war. „Er muss dicht an der Bevölkerun­g sein“, fordert er, gesteht aber auch ein: „Der neue Präsident hat eine schwierige Mission zu erfüllen.“Nach den Ereignisse­n des vergangene­n Jahres würde das Land sowohl in Afrika als auch in Europa im Fokus der Beobachtun­g stehen.

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