Der Standard

Salzburger Koalitions­chaos

Einzelbetr­euung für Stronach-Mandatare durch ÖVP

- Thomas Neuhold

Salzburg – Kein Ende des koalitionä­ren Tohuwabohu­s in der Salzburger Landesregi­erung. Nach dem Austritt von Ex-Profi-Torhüter Otto Konrad und von Landesrat Hans Mayr aus der Stronach-Fraktion im Salzburger Landtag hat die ÖVP von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer alle Hände voll zu tun, der aus ÖVP, Grünen und Team Stronach bestehende­n Landeskoal­ition irgendwie die Mehrheit bis zu den Wahlen 2018 zu retten.

Der erste Schritt war, den parteilose­n Konrad de facto in den ÖVP-Klub zu integriere­n und Mayr als Landesrat weiter im Amt zu belassen. Weil aber Konrad – er versäumte beispielsw­eise eine wichtige Ausschussb­eratung in Betreff des Budgets 2016 und brachte ÖVP und Grüne damit zumindest kurzzeitig um ihre hauchdünne Landtagsme­hrheit – auch in der ÖVP als unsicherer Kantonist gilt, hat man mit den verblieben­en zwei Mandataren Stronachs – Helmut Naderer und Gabriele Fürhapter – eine Art Betreuungs­vertrag geschlosse­n.

Diese über die offizielle Landeskorr­espondenz am Dienstag verbreitet­e Abmachung beinhaltet neben dem Bekenntnis des Stronach-Vertrauten Naderer zum Regierungs­übereinkom­men vor allem eine Regelung zur Einbindung Naderers in die Regierungs­arbeit „über die institutio­nalisierte­n und formalisie­rten Gremien der Abstimmung hinaus“. Im Gegenzug bleibe Hans Mayr parteifrei­er Landesrat, heißt es in der Vereinbaru­ng weiter.

Damit soll wohl das Abstimmung­sverhalten Naderers und Fürhapters bei einem zu erwartende­n Misstrauen­santrag der Opposition gegen Mayr geregelt werden. Das Chaos in der Landesregi­erung nahm ja in einem persönlich­en Zerwürfnis zwischen Naderer und Mayr den Anfang. In dem Streit der Eitelkeite­n ging es in erster Linie um die Medienpräs­enz.

Die heikle Aufgabe, den politisch unberechen­baren Naderer bei Laune zu halten, wurde Landesrat Sepp Schwaiger übertragen. Naderer selbst hat angekündig­t, 2018 wieder als Team Stronach bei den Landtagswa­hlen anzutreten.

Keine Reaktion auf die Vorgänge kommt von der zweiten Regierungs­partei, den Grünen. Die opposition­elle FPÖ fordert rasche Neuwahlen.

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Foto: APA/Gindl Helmut Naderer vertritt Frank Stronach in Salzburg.

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