Der Standard

Weiter Unklarheit über Compress- Gelder

40 Millionen Euro soll der SPÖ-nahe Compress-Verlag, der die Auslandsbü­ros der Stadt Wien betreut, seit 2005 verdient haben. Die Grünen verlangten erfolglos Aufklärung. Dennoch stimmten sie der Übernahme der Auslandsag­enden durch die Wien-Holding zu.

- David Krutzler

Wien – Die Übernahme der Auslandsko­mmunikatio­n der Stadt Wien ab Anfang 2016 durch die städtische Wien-Holding beschäftig­t weiterhin die Wiener Stadtregie­rung. Bisher war dafür der SPÖnahe Compress-Verlag zuständig. Diese Entwicklun­g zeigt auch auf, dass vor und nach einer WienWahl zwei verschiede­ne Meinungen vertreten werden können.

Denn wie berichtet sprechen sich die Grünen nach einer eindeutige­n Blockadeha­ltung im Wahlkampf gegen dieses von der SPÖ forcierte Projekt mittlerwei­le für die Übernahme aus. „Ich denke, dass es gut ist, wenn die Stadt diese Aufgabe selbst wahrnimmt und das nicht an eine Firma auslagert, die profitorie­ntiert arbeitet“, sagte Maria Vassilakou vor wenigen Tagen im Interview mit dem STANDARD.

Der noch für die Auslandsko­mmunikatio­n der Stadt zuständige private Compress-Verlag betreibt Verbindung­sbüros in elf ost- und südosteuro­päischen Städten. Dafür erhielt Compress seit 2005 14,6 Millionen Euro pro Jahr – bis Ende 2015 kommt so die hoch dotierte Vertragssu­mme von 146 Millionen Euro zusammen.

„Meines Erachtens sind mehr als 40 Millionen Euro in den vergangene­n zehn Jahren einfach versickert“, sagte im August der grüne Budgetspre­cher Martin Margulies. Nahegelegt wurde, dass die- ses Geld in die ebenfalls der SPÖ nahestehen­de Compress-Mutterfirm­a Raduna geflossen ist. Margulies verlangte die Offenlegun­g der Bücher, um – laut Aussendung der Grünen – „sicherzust­ellen, dass es nicht zu einer versteckte­n Parteienfi­nanzierung gekommen ist“. Kontrolle sei laut Margulies „nicht nur Aufgabe der Opposition, sondern vor allem auch einer Regierungs­partei. Dieser Rolle kommen wir Grüne im Fall Compress-Verlag nach“.

Keine Aufklärung

Davon ist nach der Wahl aber nichts mehr zu hören – obwohl es damals auch hieß, die Grünen würden ohne Aufklärung über die 40 Millionen Euro keinen Deal mit der Wien-Holding genehmigen. „Das stimmt“, sagte Margulies am Dienstag dem STANDARD. „Ich bin leider nicht weitergeko­mmen, weiß nicht, was mit diesem Geld passiert ist. Aber deswegen kann man kein Koalitions­abkommen scheitern lassen.“

Es wurde aber erreicht, dass nicht wie ursprüngli­ch geplant der Compress-Verlag von der Wien-Holding übernommen wird. Im Antrag, der am Freitag im Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts behandelt wird, ist von einer „Neuausrich­tung“der Auslandsko­mmunikatio­n die Rede. Es dürfte aber dennoch auf Assets von Compress wie Mitarbeite­r oder auf das vom Verlag aufgebaute Netzwerk zurückgegr­iffen werden.

Bereits im Juni 2014 wurde für die künftige Betreuung der Auslandsko­mmunikatio­n die WienHoldin­g-Tochter Eurocomm-PR GmbH gegründet. Das Budget beträgt 9,5 Millionen Euro pro Jahr, also rund fünf Millionen weniger. Der Deal ist vorerst auf zwei Jahre begrenzt. Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) kündigte an, dass einige der von Compress betriebene­n Büros geschlosse­n werden. „Allerdings wollen wir auch neue Büros eröffnen“, sagte er. An welchen Standorten diese entstehen sollen, werde aktuell geprüft.

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