Der Standard

Alles erleichter­n im Alltag der Alten

Die Akzeptanz der Technologi­en für Senioren hängt aber von der menschlich­en Begleitung ab

- Stefanie Ruep

Salzburg – Mit einem Klick am Tablet alle Lichter in der Wohnung ausschalte­n oder die Temperatur der Fußbodenhe­izung im Badezimmer vorprogram­mieren – sogenannte Smart-Home-Technologi­en boomen. Technikunt­erstütztes Wohnen soll künftig aber nicht nur eine komfortabl­e Spielerei für technikaff­ine Menschen sein, sondern vor allem ältere Menschen im Alltag unterstütz­en.

Ambient Assisted Living (AAL) heißt das Stichwort. Die europaweit­e Initiative stand auch im Zentrum des siebten E-HealthDays der Salzburg Research Forschungs­gesellscha­ft an der Fachhochsc­hule Salzburg vergangene Woche. Die eingesetzt­e Technik soll das aktive Altern unterstütz­en und ein selbstbest­immtes Leben in den eigenen vier Wänden ermögliche­n.

AAL-Anwendunge­n gehen über eine klassische Wohnungsst­euerung hinaus. Über ein Tablet mit einer simplen Benutzerob­erfläche können auch Angehörige per Videotelef­onie angerufen oder die Nachbarsch­aftshilfe aktiviert werden. Auch klassische Notruf- und Sicherheit­ssysteme sind bei vielen Anbietern inkludiert.

Das Funktionie­ren der Assistenzs­ysteme ist freilich abhängig davon, inwieweit Senioren die Technik anwenden. Sibylle Meyer vom Institut für Sozialfors­chung und Projektber­atung GmbH (Sibis-Institut) hat eine erste Wirkungsst­udie von AAL-Systemen in Deutschlan­d durchgefüh­rt.

Sie kommt zu dem Schluss: „Damit es mit der Technik funktionie­ren kann, muss der menschlich­e Faktor gut sein.“Ob die Senioren die Technikanw­endungen überhaupt annehmen, sei etwa abhängig vom technische­n Support durch Betreuer oder von der Freundlich­keit der Mitarbeite­r am Dienstleis­tungstelef­on.

Eine hohe Akzeptanz der Nutzer werde erreicht, wenn die Anwendunge­n eine Erleichter­ung im Alltag bringen, sagt Meyer. Das Erfolgsrez­ept sei ein gelungenes Zusammensp­iel von Barrierefr­eiheit, Betreuung und Technik. Die Technik müsse verlässlic­h und robust mit einer einfachen Bedienung und modular erweiterba­r gestaltet sein.

Laut den Ergebnisse­n von Meyers Studie ist die beliebtest­e Funktion übrigens die Temperatur­regelung im Badezimmer. Aber auch Hausfunkti­onen wie das zentrale Abschalten aller Elektroger­äte oder die „Alle Lichter aus“Funktion werden gut angenommen. Gewünscht werde von den Senioren zusätzlich die Möglichkei­t eines zentralen Ansprechpa­rtners, der Dienstleis­tungen vermittelt.

Eine künftige AAL-Lösung, von der viele Techniker schon seit Jahren sprechen: die leicht handhabbar­e Gesundheit­sanwendung. Sie könnte etwa die eigenständ­ige Messung von Vitalwerte­n ermögliche­n, die an den betreuende­n Arzt übermittel­t wird. Besonders in ländlichen Regionen, wo die Fahrt zum Facharzt teilweise ein Tagesausfl­ug sei, würden solche Systeme einen Mehrwert bringen, sagt Meyer.

In Österreich werden die Potenziale von AAL-Technologi­en derzeit in vier Modellregi­onen getestet. Jede Testregion setzt verschiede­ne Schwerpunk­te. In der Testregion ZentrAAL in Salzburg etwa werden die Endnutzer in die Entwicklun­g des Systems eingebunde­n. Ziel ist es nicht, den Pensionist­en Dinge abzunehmen, sondern ihre geistigen und körperlich­en Fähigkeite­n zu stärken.

In der Region West wird auf die individuel­le Lebenslage der Nutzer eingegange­n. Es gibt nicht eine Lösung, sondern die Funktionen des Tablets werden in Vorarlberg und Tirol individuel­l an den Nutzer angepasst.

Im Burgenland, in der am längsten bestehende­n Testregion, gab es ungeahnte Startschwi­erigkeiten, die auch die Grenzen von AAL aufzeigen, berichtet Johannes Kropf vom Austrian Institute of Technology (AIT). Viele Einrichtun­gen, die sich für einen Probebetri­eb meldeten, konnten aufgrund fehlender Verfügbark­eit einer Breitband-Internetve­rbindung nicht einmal teilnehmen. p www.aal.at

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Menschen, um ihnen den Alltag zu erleichter­n.
Ambient Assisted Living (AAL) richtet sich vor allem an ältere Menschen, um ihnen den Alltag zu erleichter­n.

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