Zehn Minuten für eine Erfindung
Österreichischer Erfinderpreis Inventum kürte Patente in den Bereichen Energiegewinnung und Recycling
Wien – Österreich hat ein paar wirklich bekannte Erfinder: Josef Ressel ließ 1812 die Schiffsschraube patentieren, hundert Jahre später tat Viktor Kaplan Gleiches mit der „Kreiselmaschine I“– heute besser bekannt als die Kaplanturbine –, Hedy Lamarr erhielt im Jahr 1942, gemeinsam mit George Antheil, das Patent für das Frequenzsprungverfahren. Der Großteil der heimischen Patente aber – im Durchschnitt werden jährlich 3500 Erfindungen beim Österreichischen Patentamt (ÖPA) angemeldet – bleibt der Öffentlichkeit verborgen.
Genau diesen Erfindern ist der von ÖPA und Bohmann-Verlag ausgeschriebene Preis Inventum gewidmet, der vergangene Woche im Verkehrsministerium an Unternehmen und Erfinder verliehen wurde. Erfinderinnen befanden sich allerdings keine unter den zehn nominierten Teilnehmern von 2014, worauf auch Mariana Karepova, die Präsidentin des ÖPA, in ihrer Ansprache hinwies: „Wir alle wollen das in Zukunft ändern.“Eine achtköpfige Jury, die sich aus Wissenschafts-, Wirtschafts- und Patentfachleuten sowie Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten zusammensetzte, hatte die innovativsten Erfindungen ausgewählt.
„Die Patente, die bei uns eingereicht werden, kommen aus sehr verschiedenen Bereichen“, sagt Karepova. Die besten zehn Innovationen des Jahres 2014 spiegeln diese Vielfalt sehr gut wider, umfassen sie doch so unterschiedliche Ideen wie etwa einen „Klettverschluss“zwischen Metallen und Nichtmetallen von der Fronius International GmbH, der künftig im Leichtbau eingesetzt werden soll, und das „Anastomosis Robot Tool“, ein chirurgisches Instrument, das zukünftig minimal invasive Dickdarmoperationen ermöglichen soll, entwickelt von TeamART.
Zu den besten drei kürte die Jury Erfindungen aus den Bereichen Energiegewinnung und Recycling. Der dritte Platz ging dabei an Ahmed Adel und sein Start-up Solabolic. Der ehemalige Assis- tent der Technischen Universität Wien entwickelte eine neue Art von Sonnenkollektor, der die Wirtschaftlichkeit der solarthermischen Stromerzeugung stark erhöht. Durch die neue Bauweise kann die Breite der Kollektoren verdoppelt, die Material- und Herstellungskosten aber durch Einsparung von Komponenten dennoch um 35 Prozent reduziert werden. „Statt teurer und schwerer vorgeformter Glaselemente zur Reflexion der Sonne können nun flexible Elemente aus Alublech eingesetzt werden“, sagt Adel.
Brennstoffeinsparungen
Der Inventum in Silber ging an das Unternehmen Ge Jenbacher und das neue Verfahren der „optimierten Zylinder-Ungleichstellung“in Verbrennungsmotoren, das ein verbessertes Motorverhalten, Brennstoffeinsparungen und niedrigere Emissionen ermöglicht. Die Entwicklung dauerte den Erfindern Christian Barth, Herbert Kopecek, Klaus Spyra und Michael Waldhart zufolge ganze fünf Jahre.
Wesentlich schneller, nämlich sogar in weniger als zehn Minuten, ging laut Klaus Feichtinger, Manfred Hackl, Georg Weigerstorfer und Gerhard Wendelin vom Unternehmen Erema die Erfindung der „Counter Current“-Technik vonstatten. Vielleicht war aber gerade die bestechende Einfachheit dieser Erfindung einer der Gründe, der die Jury dazu bewog, dem Entwickler von Recyclingmaschinen und -anlagen den Inventum in Gold zu verleihen, meinte Geschäftsführer Feichtinger.
Durch diese neue Methode können Kunststoffproduktionsabfälle noch effizienter als bisher zu Regranulaten recycelt werden – also zu einem Material, das wiederum zu neuen Kunststoffprodukten verarbeitet werden kann. Die Erfindung war bereits ein großer wirtschaftlicher Erfolg und hat Erema ein Umsatzplus von über 20 Prozent eingebracht. Neben dem Inventum hat die neue Technik übrigens bereits drei weitere Preise abgeräumt, sagt Feichtinger stolz, darunter auch einen für das beste Design.
Anhand der Erfolgsgeschichten der Preisträger lässt sich die Bedeutung der Zuerkennung von Patenten und des damit verbundenen Schutzes geistigen Eigentums gut nachvollziehen. Einer, dem die wichtigste Erfindung seines Lebens offiziell nie zuerkannt wurde, war übrigens Josef Ressel. Lange nachdem er die Schiffsschraube erfunden hatte, war das Patent auf fünf Briten aufgeteilt worden. Einer Überlieferung zufolge fand man – als Ressel 1857 an Fieber verstarb – ein Stück Papier in seiner Hand, welches seinen letzten Wunsch enthielt: Sein Erstrecht an der Erfindung der Schiffsschraube sollte nicht in Vergessenheit geraten.