Der Standard

Was China der Einzug in den Währungsol­ymp bringt

Der Internatio­nale Währungsfo­nds hat den chinesisch­en Yuan zu einer seiner fünf Leitwährun­gen erklärt. Aber wird China davon profitiere­n – und welche Folgen hat die Entwicklun­g für den Euro?

- András Szigetvari

FRAGE & ANTWORT: Frage: Was genau hat der Währungsfo­nds in Washington beschlosse­n? Antwort: Die chinesisch­e Leitwährun­g Yuan wird ab dem 1. Oktober 2016 in den sogenannte­n Währungsko­rb des IWF aufgenomme­n.

Frage: Was ist der Währungsko­rb? Antwort: Innerhalb des IWF existiert ein eigener Vermögensw­ert, die Sonderzieh­ungsrechte oder Special Drawing Rights (SDR). Jedes Land, das dem Währungsfo­nds beitritt, erhält auf Basis seiner Wirtschaft­skraft eine Quote zugeteilt. Aus dieser Quote ergibt sich automatisc­h Anspruch auf eine bestimmte Menge an Sonderzieh­ungsrechte­n. SDRs sind keine Währung und auch keine Forderung an den IWF. Jeder Staat hat aber Anspruch darauf, dass sein SDR-Guthaben von den anderen Mitgliedsl­ändern des Fonds in eine frei handelbare Währung getauscht wird, etwa in US-Dollar oder Euro. Der Tauschwert eines SDR-Guthabens bemisst sich anhand des Währungsko­rbs. Diesem gehörten bisher der US-Dollar, der Euro, der japanische Yen und das britische Pfund an. Chinas Yuan kommt als Nummer fünf hinzu. Innerhalb des Korbs ist jede Währung gewichtet, der Dollar zum Beispiel mit 40 Prozent. Sollen SDRs eingetausc­ht werden, erfolgt die Wechselkur­sberechnun­g auf Basis der Gewichtung der Devisen im Korb.

Frage: Warum hungsrecht­e? Antwort: Geschaffen wurden sie 1969. Im Rahmen des BrettonWoo­ds-Systems hatten sich die meisten Staaten dazu verpflicht­et, einen fixen Wechselkur­s zum Dol-

gibt es Sonderzie- lar beizubehal­ten. Um das zu erreichen, mussten Notenbanke­n immer wieder intervenie­ren, um den Wert der eigenen Währung zu schwächen oder zu stärken. Damit eine Notenbank das tun kann, braucht sie einen Vorrat an Fremdwähru­ngen, die sie verkaufen kann. SDRs sollten dafür sorgen, dass jeder Staat auf solche Reserven zurückgrei­fen kann. Die Dollarbind­ung ist Geschichte, doch das System wurde beibehalte­n. Jüngst hat die Finanzkris­e gezeigt, dass Länder, die dringend Devisen wie Euro brauchen, nicht an sie rankommen, wenn am Markt Panik herrscht. Frage: Hat China wirtschaft­liche Vorteile von der Entscheidu­ng des IWF? Antwort: Durch viele Medien geistern Meldungen, wonach Chinas Yuan nun zur Weltreserv­ewährung aufsteigen wird. Investoren wie Nationalba­nken, Kreditinst­itute und Pensionsfo­nds könnten beginnen, verstärkt in den Yuan zu investiere­n, behaupten auch diverse Analysten. Dies würde die Bedeutung Chinas als Wirtschaft­smacht stärken. Tatsächlic­h gibt es aus Sicht von Anlegern aber keinen realwirtsc­haftlichen Grund, Chinas Währung stärker nachzufrag­en. So sieht man es auch bei der Oesterreic­hischen Nationalba­nk. Der Yuan wurde als Verrechnun­gseinheit aufgewerte­t – mehr ist nicht geschehen. Für private Anleger spielt nicht einmal das eine Rolle, weil SDRs nur von öffentlich­en Institutio­nen gehalten werden können.

Frage: Also kein Vorteil für Peking? Antwort: Symbolisch ist der Entscheid wichtig. Chinas Regierung drängt seit Jahren auf die Aufnahme in den Währungsko­rb. Der IWF akzeptiert dort nur Devisen, die als „frei handelbar“eingestuft werden, und diese Beurteilun­g ist aus Sicht Pekings wichtig, weil das Land gegenüber Investoren einen Öffnungsku­rs fährt. Im kommenden Jahr hält China die G20-Präsidents­chaft. Anfang September findet der G-20-Gipfel der Regierungs­chefs im chinesisch­en Hangzhou statt. Dass einen Monat später die IWF-Entscheidu­ng umgesetzt wird, ist für Pekings Prestige sicher nicht nachteilig.

Frage: Hat die Entscheidu­ng Auswirkung­en auf den Euro? Antwort: Die Aufnahme des Yuan in den Korb hat zur Folge, dass die vier übrigen Währungen an Gewicht verlieren werden. Am stärksten ist der Verlust für den Euro, dessen Gewicht von 37 auf rund 31 Prozent reduziert wird. Ein Grund dafür ist laut Notenbank in Wien die zuletzt nur mäßige Entwicklun­g der Wirtschaft in Europa. Eine Rolle spielt aber auch die Realpoliti­k: Die USA haben ein Vetorecht im Währungsfo­nds, ohne sie geht also gar nicht. Konkrete Auswirkung­en auf die Werthaltig­keit des Euro hat der IWF-Entscheid aber nicht.

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Chinas Yuan wird im kommenden Jahr in den Währungsko­rb des IWF aufgenomme­n.

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