Kurdischer Cowboy und ein Haus in St. Aegyd
Die Pläne der Wiener Philharmoniker und des Musikvereins für die Flüchtlingshilfe
Wien – Im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins finden längst regelmäßig Stilausflüge abseits der klassischen Kernkompetenz dieses Traditionshauses statt. Wahrscheinlich jedoch erklang noch nie Weltmusikalisches vor so besonderem Publikum wie an diesem verregneten Montagnachmittag. Die Gesellschaft der Musikfreunde lud syrische Flüchtlinge ein, suchte ein paar unbeschwerte Augenblicke zu ermöglichen. Und: Gemessen am Zuspruch schienen Pianist Markus Schirmer und sein Ensemble Scurdia sehr erfolgreich gewesen zu sein.
Scurdia selbst ist eine fulminant spielende, bunte Truppe, in der auch weitgereiste Musiker ihre persönlichen Erfahrungen einbringen können – etwa der aus dem Irak stammende kurdische Oud-Spieler Risgar Koshnaw. Von ihm stammte unter anderem ein Stück mit dem Titel boy, in dem sich Country-andWestern-Stile mit jenen Musikelementen versöhnen, die Koshnaw nahestehen.
Auf Partnersuche
Dieses Konzert soll denn auch keine Eintagsfliege bleiben. Musikvereinschef Thomas Angyan ist dabei, eine Fortsetzung der Reihe in die Wege zu leiten; wobei die Suche nach Mäzenen der wesentliche Teil seiner Arbeit sein dürfte. Scurdia hält Angyan übrigens für einen der idealen Partner. Es dürfte beim nächsten Konzert also zum Wiederhören mit dem Kurdisch Cowboy kommen.
Einen etwas anderen Weg beschreiten die Wiener Philharmoniker bei ihren Hilfsprojekten für Flüchtlinge. Da wären die Pläne für ein eigenes Haus für Asylsuchende in Niederösterreich; diesbezüglich wird beim Benefizkonzert am 5. Dezember im St. Pöltner Festspielhaus Geld gesam- melt. Es soll ein ehemaliges Gasthaus in St. Aegyd adaptiert werden, das vom Orchester organisiert und auch finanziert wird. Man würde, so der Vorstand der Wiener Philharmoniker, Andreas Großbauer, das Gebäude um 250.000 Euro ankaufen und sodann adaptieren.
Es entstünden damit vier Wohneinheiten, die möglicherweise bereits im Jänner 2016 bezogen werden könnten. Neben dem Benefizkonzert versucht man auch, über eine Crowdfunding- kampagne weitere Gelder zu lukrieren.
Es gibt seitens der Philharmoniker in Zukunft auch spezielle Jugendprojekte: „BePhilharmonic“, das zusammen mit dem ORF umgesetzt wird, soll Jugendliche mit der Musik der Strauß-Familie bekanntmachen. Den Auftakt macht ein Strauß Music Contest, bei dem Nachwuchsmusiker zwischen sechs und 19 Jahren Stücke aus dem Strauß’schen OEuvre und Umfeld neu interpretieren – sei es in Richtung Volksmusik, Pop oder Rock. Noch bis 31. Jänner können sich Interessenten (auf www.bephilharmonic.at) registrieren.
Treffen vor Schönbrunn
Bis zum 18. März können die Teilnehmer dann ihr Video hochladen. Unter allen Beteiligten werden Einladungen zu einem Philharmoniker-Treffen vergeben. Jene Jungmusiker, die von der Jury prämiert werden, erhalten überdies ein persönliches Coaching durch Philharmoniker. Und vor allem gibt es am 26. Mai eine große Abschlussveranstaltung vor dem Sommernachtskonzert im Schlosspark Schönbrunn.
Zuvor aber der Jahreswechsel und damit das Neujahrskonzert am 1. Jänner. Heuer dirigiert Mariss Jansons. Neben Werken der Strauß-Familie werden auch Opera von Robert Stolz, Josef Hellmesberger senior und Carl Michael Ziehrer interpretiert. p www.musikverein.at
www.wienerphilharmoniker.at