Der Standard

Risiko und Nebenwirku­ng

- Marie-Theres Egyed

Die Wartezeite­n für planbare Operatione­n sind zu lang. Das kann eine Nebenwirku­ng der seit Jänner geltenden 48-Stunden-Woche für Ärzte sein; aber diese Diagnose greift zu kurz.

Durch das Warten entsteht ein Risiko für Patienten, aber auch für das Gesundheit­ssystem. Denn Warten kostet: die Patienten Leid und Kraft, die Volkswirts­chaft Arbeitskrä­fte und das Gesundheit­ssystem Glaubwürdi­gkeit.

Die Reduzierun­g der Arbeitszei­t für Ärzte war längst überfällig, das steht außer Frage. Die Ausführung war jedoch typisch österreich­isch: langes Zuwarten, ein Huschpfusc­h-Gesetz, das die Strukturen in Krankenhäu­sern nicht genügend berücksich­tigt, und schließlic­h wieder abwarten, ob sich die Probleme von selbst lösen.

Das tun sie aber nicht. Der Fehler liegt im Management und im System. Für die Akutoperat­ionen wird zwar vorgesorgt, aber die Spitalsträ­ger müssen genügend Ärzte einstellen, damit diese Noteingrif­fe nicht auf Kosten der wartenden Patienten gehen.

Wenn es in einigen wichtigen Bereichen zu wenige Fachärzte gibt, dann ist es das ein Symptom dafür, dass die Arbeitsbed­ingungen in Krankenhäu­sern nicht stimmen. Und wenn Patienten über die Privatordi­nation des behandelnd­en Arztes schneller einen Operations­termin bekommen, dann bewegen wir uns immer mehr in Richtung ZweiKlasse­n-Medizin. Das ist tatsächlic­h ein Risiko.

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