Der Standard

Faymann für Ausweitung von Frontex-Mandat

Flüchtling­skrise: Kritik an säumigen Staaten

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Wien/Berlin – Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) steht dem Vorschlag der EU-Kommission, Personal und Mandat der Grenzschut­zagentur Frontex massiv auszuweite­n, positiv gegenüber. Die Idee, EUGrenzsch­ützer in ein betroffene­s Mitgliedsl­and auch ohne dessen Zustimmung entsenden zu können, verteidigt­e Faymann am Sonntag in einem Interview mit dem Deutschlan­dfunk als „Angebot“: „Wer sich für Schengen zuständig fühlt, wird es annehmen.“

Die Mitglieder des Schengenra­ums hätten die Aufgabe, ihre Grenzen entspreche­nd zu sichern. Faymann: „Das müssen sie entweder allein tun oder Hilfe annehmen.“Diese Hilfe anzubieten sieht der Kanzler als Kern des EU-Plans. Die Frage einer Ablehnung eines betroffene­n Staats stellt sich für ihn daher nicht. „Der griechisch­e Außenminis­ter hat schon zehnmal gesagt, dass er ein solches Angebot annehmen würde“, ergänzte Faymann. „Also sollten wir es endlich machen.“

Route durch 28 Staaten

Einmal mehr forderte der Kanzler die in der Frage bei der Verteilung von Flüchtling­en bisher unwilligen oder zögerliche­n EU-Mitglieder zur konstrukti­ven Mitarbeit auf: „Die Solidaritä­t gilt nicht nur bei Subvention­en, sondern auch bei der Bewältigun­g der Flüchtling­sfrage.“Die bisherigen Erfahrunge­n hätten gezeigt, dass jene Länder, durch die die Flüchtling­srouten führen, für ein gemeinsame­s Vorgehen seien: „Ich hoffe, dass wir nicht warten müssen, bis die Flüchtling­srouten durch 28 Staaten gehen.“

EU-Ratspräsid­enten Donald Tusk, der die Flüchtling­swelle als „zu groß, um sie nicht zu stoppen“, bezeichnet hatte, kommentier­te Faymann kritisch: Tusks Aussage gelte, solange die Flüchtling­e auf nur vier statt auf 28 EU-Staaten verteilt und die Außengrenz­en nicht entspreche­nd gesichert seien. „Die Frage ist nur: Sieht er das Problem und versucht, etwas dagegen zu machen – oder will er es nur beschreibe­n?“Der frühere polnische Premier an der Spitze des EU-Rates müsse „die Kraft investiere­n, dafür zu sorgen, dass Europa diese Aufgaben erfüllt“.

Dass sich der in der Flüchtling­skrise gegenwärti­g wichtige Gesprächsp­artner Türkei auf diesem Weg einer EU-Mitgliedsc­haft annähern könnte, glaubt Faymann nicht. Der Kanzler sieht für das Verhältnis zwischen Brüssel und Ankara weiterhin eine „privilegie­rte Partnersch­aft“als Mittel der Wahl, innerhalb derer ein Dialog geführt werden solle. (APA, red)

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Foto: Toppress Haben sich getrennt: RauchKalla­t und Mensdorff-Pouilly.

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