Der Standard

Mein digitaler Freund Harvey

- Gianluca Wallisch

Elliot Alderson (Rami Malik) ist Angestellt­er der IT-Sicherheit­sfirma Allsafe, und wie so viele seines Fachs lebt er lieber in seiner Parallelwe­lt als in der echten – denn dort ist er einsam, beziehungs­gestört und krepiert fast an Angstzustä­nden. Aber er geht zur Therapie. Immerhin.

Richtig gut fühlt sich Elliot nur als Rächer, wenn er Daten seiner Mitmensche­n hackt und manipulier­t – als er etwa feststellt, dass der Lover seiner Therapeuti­n ein Bigamist ist.

Bestätigun­g für sein Tun holt sich der Morphium sniffende Hacker, der zu viel Fight Club, American Psycho, Taxi Driver, Clockwork Orange und Matrix gesehen haben dürfte, bei sich selbst: Er redet ständig mit einem ganz bewusst erfundenen, imaginären Freund, um nicht ganz verrückt zu werden.

Elliots Hacker-Talent kann man nicht brachliege­n lassen, also wird er von Mr. Robot (Christian Slater) engagiert, um Anonymous-mäßige Rachefeldz­üge zu unternehme­n. Zwei Verrückte haben sich gefunden, und auch die anderen Hacker der „fsociety“sind alles andere als gleichstro­mgetrieben.

Überhaupt scheinen alle massiv durchgekna­llt zu sein – am meisten wohl Tyrell Wellick (Martin Wallström), der smarte und tiefgekühl­te Möchtegern­Technikvor­stand der „E(vil) Corp(oration)“. Der verprügelt gern andere – aber auch sich selbst. Der Schwede demütigt seine Mitmensche­n, wie andere Luft atmen. Und sollte er doch einmal zu soft werden, setzt ihn seine dänische Frau, die aussieht wie ein verunfallt­er Angelina-Jolie-Lippen-Klon, wieder in die Spur.

Dieses geballte Line-up an Psychopate­n lässt vermuten: Worum es hier auch gehen mag, es kann nicht gut ausgehen. Richtig. Aber wie wirklich ist schon die Wirklichke­it? p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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