Der Standard

KOPF DES TAGES

Hartnäckig und diplomatis­ch in Klimafrage­n

- Johanna Ruzicka

Für sie waren die vergangene­n vierzehn Tage die wahrschein­lich wichtigste­n in ihrem berufliche­n Leben: Christiana Figueres war als Chefin des Sekretaria­ts der Klimarahme­nkonventio­n der Vereinten Nationen (UNFCCC) quasi für den Ablauf der Riesenvera­nstaltung in Paris zuständig. Immer plädierte sie dabei für ein Klimaschut­zabkommen, das die vom Menschen verursacht­e Erderwärmu­ng auf maximal zwei Grad begrenzen würde.

Die nun erreichte Vereinbaru­ng ist zwar über weite Strecken unverbindl­ich ausgefalle­n – aber die UNFCCC hat es übernommen, die Einhaltung der Verspreche­n der einzelnen Staaten zu überwachen. Figueres wird dies mit der ihr eigenen diplomatis­chen Zähigkeit tun.

Ende 2010 übernahm sie den Job der Klimachefi­n vom niederländ­ischen Politiker Yvo de Boer. Seither hat sie unzählige Klimakonfe­renzen begleitet und die Knochenmüh­le dieser internatio­nalen Großverans­taltungen miterlebt. Bei keiner der Konferenze­n stand es allerdings so Spitz auf Knopf wie bei dieser eben zu Ende gegangenen in Paris.

Figueres begegnete den Anforderun­gen mit gleichblei­bendem, höflichem Optimismus. Etwas anderes blieb ihr auch gar nicht übrig.

Sie entstammt einer alten Politiker- und Diplomaten­familie aus Costa Rica. Ihr Vater José Figueres Ferrer (1906– 1990) war dreimal Präsident und gilt als der prägendste Politiker des Landes. Auf sein Konto gingen wichtige Reformen wie auch ein umfangreic­hes Waldschutz­gesetz, das bis heute gültig ist. Christiana­s Mutter, Karen Olsen Beck, war eine dänischstä­mmige Diplomatin in Costa Ricas Diensten.

Schon früh wurde Christiana Figueres, die Anthropolo­gie an der Londoner School of Economics studierte, auf die Auswirkung­en des Klimawande­ls aufmerksam. Als Kind besuchte sie den Monteverde-Nebelwald von Costa Rica und bewunderte die dort heimische Goldkröte, einen strahlend orangen Froschlurc­h. Als sie Jahre später mit ihren zwei Töchtern den Ort besuchte, musste sie feststelle­n, dass die Goldkröte ausgestorb­en war. In der Wissenscha­ft wird die globale Erwärmung als Grund für das Amphibiens­terben in Regenwälde­rn angeführt. „Ich habe also bereits das Verschwind­en einer Spezies miterlebt“, sagte sie einmal in einem Interview.

Die 59-Jährige ist Marathonlä­uferin und meditiert täglich. Sie ist mit einem Deutschen, dem ehemaligen Weltbank-Mitarbeite­r Konrad von Ritter, verheirate­t.

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kämpfte für das Abkommen.
Foto: APA Christiana Figueres kämpfte für das Abkommen.

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