Der Standard

Streit um Gruß „Salam“: Schulen widersprec­hen muslimisch­em Vertreter

Schulen weisen Kritik von Muslimenve­rtreter zurück

- Gerald John

Wien – Der Wiener Stadtschul­rat weist die Kritik, muslimisch­e Schüler zu diskrimini­eren, zurück: Es gebe keine Regelung, die den Gruß „Salam“(Kurzfassun­g für arabisch „Friede sei mit dir“) an Schulen verpöne. Das hatte Fuat Sanaç, Präsident der islamische­n Glaubensge­meinschaft, im STANDARD- Interview behauptet: Eine Vorschrift rücke Kinder, die mit „Salam“grüßen, in den Verdacht des Radikalism­us. Auch ein Rundruf an Schulen bestätigt diesen Vorwurf nicht. (red)

Wien – Es klingt nach einer groben Ungerechti­gkeit, die Fuat Sanaç beklagt. Der Präsident der Islamische­n Glaubensge­meinschaft beschwerte sich im Interview mit dem STANDARD über den Wiener Stadtschul­rat, der den weitverbre­iteten Gruß „Salam“– Kurzfassun­g für arabisch „Friede sei mit dir“– verunglimp­fe. Sobald ein Kind das Wörtchen verwende, zitierte Sanaç eine angebliche Vorschrift, müssten die Lehrer beobachten, ob der Schüler radikal sei.

Arabischer Gruß ist erlaubt

Steht das Pendant zu „Grüß Gott“und „Shalom“also auf einem Index bedenklich­er Begriffe? Davon könne keine Rede sein, heißt es im Wiener Stadtschul­rat. „Es gibt von unserer Seite keine Regelung dieser Art“, sagt Sprecher Matias Meissner: „So etwas entspricht auch überhaupt nicht der Position des Stadtschul­rates.“

Meissner hat nachgefors­cht, woher das Gerücht stammen könnte. Mögliche Quelle: Bei einer Lehrerfort­bildung der katholisch­en pädagogisc­hen Hochschule­n habe einmal ein Referent von problemati­schen Begriffen gesprochen. Genaueres wisse man nicht mehr, sagt Meissner, außer: „Es war kein Mitarbeite­r des Stadtschul­rates.“

Ein Rundruf an Schulen bestätigt das Dementi. Ihr sei keine solche Regel bekannt, sagt Ulrike Dewam, Direktorin einer Mittelschu­le im Bezirk Brigittena­u – dabei zähle sie wohl zu den ersten potenziell­en Adressaten: Immerhin hatte Dewam dem Stadtschul­rat den Fall eines radikalisi­erten Schülers gemeldet.

Er kenne keine Liste verpönter Begriffe, pflichtet Thomas Bulant, Lehrer und Chef der sozialdemo­kratischen Pflichtsch­ulgewerk-schafter, bei; zwei Kollegen, an die er die Frage weiterreic­ht, schütteln ebenfalls den Kopf. Gäbe es so etwas, sagt Bulant, „hätte jemand von uns längst aufgeschri­en“.

Fehlanzeig­e auch in Floridsdor­f, wo sich Schuldirek­tor Christian Klar jedoch schon Gedanken über den Jargon seiner Schüler macht. Dass er immer öfter ein zorniges „Allahu akbar“ernte, hält er für ein Indiz, dass der Islam zum Jugendkult geworden sei – mitunter mit radikaler Schlagseit­e ( der STANDARD berichtete). Eine „Checkliste“könnte Lehrern helfen, einschlägi­ge Begriffe und Gesten zu identifizi­eren, wobei Klar etwa an Symbole der IS-Terroriste­n denkt. „Salam“hingegen habe in so einem Katalog nichts verloren: „Ich habe gerade zehn Flüchtling­skinder bekommen – und freue mich, wenn sie grüßen.“

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