Streit um Gruß „Salam“: Schulen widersprechen muslimischem Vertreter
Schulen weisen Kritik von Muslimenvertreter zurück
Wien – Der Wiener Stadtschulrat weist die Kritik, muslimische Schüler zu diskriminieren, zurück: Es gebe keine Regelung, die den Gruß „Salam“(Kurzfassung für arabisch „Friede sei mit dir“) an Schulen verpöne. Das hatte Fuat Sanaç, Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft, im STANDARD- Interview behauptet: Eine Vorschrift rücke Kinder, die mit „Salam“grüßen, in den Verdacht des Radikalismus. Auch ein Rundruf an Schulen bestätigt diesen Vorwurf nicht. (red)
Wien – Es klingt nach einer groben Ungerechtigkeit, die Fuat Sanaç beklagt. Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft beschwerte sich im Interview mit dem STANDARD über den Wiener Stadtschulrat, der den weitverbreiteten Gruß „Salam“– Kurzfassung für arabisch „Friede sei mit dir“– verunglimpfe. Sobald ein Kind das Wörtchen verwende, zitierte Sanaç eine angebliche Vorschrift, müssten die Lehrer beobachten, ob der Schüler radikal sei.
Arabischer Gruß ist erlaubt
Steht das Pendant zu „Grüß Gott“und „Shalom“also auf einem Index bedenklicher Begriffe? Davon könne keine Rede sein, heißt es im Wiener Stadtschulrat. „Es gibt von unserer Seite keine Regelung dieser Art“, sagt Sprecher Matias Meissner: „So etwas entspricht auch überhaupt nicht der Position des Stadtschulrates.“
Meissner hat nachgeforscht, woher das Gerücht stammen könnte. Mögliche Quelle: Bei einer Lehrerfortbildung der katholischen pädagogischen Hochschulen habe einmal ein Referent von problematischen Begriffen gesprochen. Genaueres wisse man nicht mehr, sagt Meissner, außer: „Es war kein Mitarbeiter des Stadtschulrates.“
Ein Rundruf an Schulen bestätigt das Dementi. Ihr sei keine solche Regel bekannt, sagt Ulrike Dewam, Direktorin einer Mittelschule im Bezirk Brigittenau – dabei zähle sie wohl zu den ersten potenziellen Adressaten: Immerhin hatte Dewam dem Stadtschulrat den Fall eines radikalisierten Schülers gemeldet.
Er kenne keine Liste verpönter Begriffe, pflichtet Thomas Bulant, Lehrer und Chef der sozialdemokratischen Pflichtschulgewerk-schafter, bei; zwei Kollegen, an die er die Frage weiterreicht, schütteln ebenfalls den Kopf. Gäbe es so etwas, sagt Bulant, „hätte jemand von uns längst aufgeschrien“.
Fehlanzeige auch in Floridsdorf, wo sich Schuldirektor Christian Klar jedoch schon Gedanken über den Jargon seiner Schüler macht. Dass er immer öfter ein zorniges „Allahu akbar“ernte, hält er für ein Indiz, dass der Islam zum Jugendkult geworden sei – mitunter mit radikaler Schlagseite ( der STANDARD berichtete). Eine „Checkliste“könnte Lehrern helfen, einschlägige Begriffe und Gesten zu identifizieren, wobei Klar etwa an Symbole der IS-Terroristen denkt. „Salam“hingegen habe in so einem Katalog nichts verloren: „Ich habe gerade zehn Flüchtlingskinder bekommen – und freue mich, wenn sie grüßen.“