Ölpreis stürzt ab
Die Flucht der Investoren aus dem Öl hält an und lässt die Preise auf mehrjährige Tiefststände purzeln. Die US-Sorte WTI kostete am Montag knapp 35 Dollar je Fass, Nordseeöl der Sorte Brent knapp 37 Dollar.
Die Unentschlossenheit der Opec trägt zum rasanten Preisverfall beim Erdöl bei. Die US-Sorte WTI fiel unter 35 Dollar.
London/Wien – Der Preis für Rohöl scheint derzeit nur eine Richtung zu kennen – nach unten. Am Montag notierte West Texas Intermediate (WTI), die Leitsorte aus den USA, bei 34,70 Dollar je Fass (159 Liter). Das sind umgerechnet 31,55 Euro, so wenig wie seit sieben Jahren nicht. Die für Europa preisbestimmende Nordseesorte Brent gab um 3,4 Prozent auf 34,70 Dollar je Barrel nach. Und der Boden scheint noch nicht erreicht.
Die Analysten der US-Bank Goldman Sachs erwarten, dass sich der Preis von WTI im Verlauf des nächsten Jahres auf etwa 20 Dollar je Fass nochmals halbiert. „Bei einem milden Winter, einem langsameren Wachstum in den Schwellenländern und der potenziellen Aufhebung der Iran-Sanktionen könnten die Lagerbestände weiter steigen“, warnen sie. Goldman-Sachs-Analysten gelten als besonders kompetent, weil sie bei ihren Preisprognosen in der Vergangenheit häufig richtiglagen.
Zur Erinnerung: Im Sommer 2014 wurde Rohöl noch um mehr als 100 Dollar je Fass gehandelt. Preise an der Zapfsäule unter einem Euro für Benzin und Diesel zeigen, was seither passiert ist.
Mitschuldig am Preisverfall ist nach Ansicht von Experten ausgerechnet eine Organisation, die von so manchen noch immer als Öl- kartell bezeichnet wird: die Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Die Zerstrittenheit in der 13 Mitglieder umfassenden Organisation, die am vorvorigen Freitag durch die Nichteinigung in Wien auf eine neue Förderobergrenze offen zutage getreten ist, lässt seitdem massenweise Finanzanleger aus dem Öl flüchten.
„Baisse nährt Baisse“
„Die Baisse nährt die Baisse“, brachten es die Analysten der Commerzbank am Montag in ihrer Tagesinfo auf den Punkt. Es gebe zurzeit wenige Indikatoren, die auf eine baldige Stabilisierung des Marktes und eine Wiederherstellung des Gleichgewichts hinweisen würden. So dürfte die Nach- frage nach Rohöl heuer mit 1,8 Mio. Fass Rohöl am Tag zwar einen der stärksten Anstiege überhaupt zeigen. Andererseits wiesen Zahlen des US-Bohrunternehmens Baker Hughes darauf hin, dass die Anzahl der Ölbohrungen in den USA in der Vorwoche um 21 gefallen ist. Das war der stärkste Wochenrückgang seit Ende April. Mit 524 aktiven US-Ölbohrungen liegt deren Zahl auf dem niedrigsten Stand seit April 2010.
Die sinkende US-Schieferölproduktion könnte denn auch eine Trendwende bei den Preisen einleiten, glaubt Stefan Kreuzkamp, Chefstratege bei der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank. Er sieht den Preis für Brent Ende 2016 bei 63 Dollar. (Reuters, stro)