Der Standard

Türkei zieht Panzer und Soldaten aus dem Irak wieder ab

Ankara will Ende der Krise mit Bagdad und Moskau

- Markus Bernath

Ankara/Bagdad – Schwäche-Zeigen oder Fehler-Eingestehe­n gibt es nicht: „Wir werden von Daiş und anderen Terrororga­nisationen bedroht“, erklärte der türkische Staatschef Tayyip Erdogan beim Rückflug von einem „Neutralitä­tsgipfel“in Turkmenist­an, wobei er eine turkisiert­e Form der arabischen Abkürzung Daesh für die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) gebrauchte. Die Ausbildung­smission der türkischen Armee im Nordirak werde deshalb fortgesetz­t, erklärte Erdogan klipp und klar mitreisend­en Journalist­en in seiner Präsidente­nmaschine.

Montagmorg­en, wenige Stunden nach dem Pressegesp­räch im Flugzeug, rollte dennoch ein Teil der Panzer und Soldaten aus der türkischen Basis Baschika bei Mosul wieder ab in Richtung Norden. Dass ein Teilrückzu­g der Armee ausgeschlo­ssen sei, hatte Erdogan ja so nicht gesagt.

Eine Woche lang hatte die irakische Zentralreg­ierung in Bagdad protestier­t und wegen der türkischen Truppenprä­senz im Norden sogar den UNSicherhe­itsrat angerufen – assistiert von Russland, was die türkische Diplomatie alarmierte und ihr die Gefahr einer politische­n Isolierung in der Region bewusst machte.

Ankara wollte mit seinen Soldaten im Nordirak und in Syrien mitspielen und die Kurden der PKK und der PYD in Schach halten, so kritisiere­n einige wenige türkische Kommentato­ren; doch ganz schnell hatte die Regierung die irakische Zentralreg­ierung, den Iran und Russland gegen sich aufgebrach­t.

Entschuldi­gung gefordert

Auch in der Krise mit Russland nach dem Abschuss der russischen Militärmas­chine im türkisch-syrischen Grenzgebie­t vor drei Wochen zeigt sich Ankara ungewohnt versöhnlic­h. Moskau besteht aber auf Entschuldi­gung, Entschädig­ung und rechtliche­n Schritten gegen Alparslan Çelik, einen türkischen Kommandant­en der Rebellen der Turkmenenm­inderheit in Syrien, der den Tod des Piloten zu verantwort­en habe, so meldete die türkische Presse.

EU-Flüchtling­spolitik Seiten 10–11 p Die Lage auf der Halbinsel Krim:

derStandar­d.at/Ukraine

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Foto: AP / François Mori Präsident Tayyip Erdogan gibt sich milder als zuletzt.

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