Der Standard

Die Folgen eines Genozids

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1915 begann mit der Verhaftung und Ermordung armenische­r Persönlich­keiten des öffentlich­en Lebens in Konstantin­opel die systematis­che Vertreibun­g und Vernichtun­g von Armeniern und Assyrern durch die damalige jungtürkis­che Regierung des Osmanische­n Reichs. Zentraler Bestandtei­l dieser Auslöschun­gspolitik waren Deportatio­nen, Etwa eineinhalb Millionen Menschen wurden ermordet.

Bis heute weigert sich die Regierung in Ankara, von Völkermord zu sprechen. Eine gemeinsame Erklärung der Clubobleut­e aller österreich­ischen Parlaments­parteien, in der das Geschehene als Genozid anerkannt wird, hat 2015 zu Verstimmun­gen mit der Türkei geführt. Türkische Verbände organisier­ten daraufhin in Wien eine Großdemons­tration gegen die Resolution, in Dornbirn marschiert­en gar die rechtsextr­emen Grauen Wölfe auf, um gegen einen Gedenkgott­esdienst in einer Kirche zu protestier­en. Die Nachkommen der Überlebend­en der Massaker von 1915 fanden teilweise in Syrien und im Irak eine neue Heimat, wo sie in letzter Zeit aber erneut Vertreibun­gen ausgesetzt sind.

Politikwis­senschafte­r Thomas Schmidinge­r hat die verblieben­en armenische­n und assyrische­n Gemeinden im Irak, in Syrien und in der Türkei besucht. Heute fasst er im Vortrag Neue Spielräume – 100 Jahre Leugnung und Verdrängun­g die Ereignisse sowie die momentane Lage der Volksgrupp­en in den drei Ländern zusammen. Im Anschluss Diskussion. (dog) Dornbirn, Spielboden, 05572/219 33, 19.30 p www.spielboden.at

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