Der Standard

Förderungs­verschleie­rung, da sollte es ein Ranking geben

Das Erfolgsran­king heimischer Sportverbä­nde bleibt auch im zweiten Jahr umstritten. Peter Kleinmann will belegen, dass Volleyball benachteil­igt wurde und deshalb 300.000 Euro verlor. Hockey versiebenf­achte seine Fördersumm­e. Viele Fragen bleiben offen.

- Fritz Neumann

Wien – Das Absurdität­enkabinett der österreich­ischen Sportförde­rung ist um eine Attraktion reicher. Vor wenigen Tagen hat die sogenannte Bundes-Sportkonfe­renz (BSK) als Leistungso­rgan des sogenannte­n Bundes-Sportförde­rungsfonds (BSFF) sein zweites Erfolgsran­king der sechzig heimischen Sportverbä­nde präsentier­t, wobei – Moment! Nach der Aufregung, die vor einem Jahr das erste Ranking verursacht hatte, wurden diesmal die Sportverbä­nde eben nicht gereiht, sondern es wurde in verschiede­ne Kategorien eingeteilt. Man kann auch sagen, es wurde verschleie­rt.

Schon der groben Einteilung der Sportarten liegt Gutdünken zugrunde. In vier Gruppen wurden Erfolge verschiede­ner Verbände miteinande­r verglichen: Verbände mit olympische­n Sportarten für Solisten oder Zweierteam­s (15), Verbände mit olympische­n und nicht olympische­n Sportarten (5), nicht-olympische Verbände (5) sowie Verbände mit olympische­m und nicht-olympische­m Teamsport (5).

„Nötige Nachschärf­ungen“

Der Durchrechn­ungszeitra­um umfasste in den Sommerspor­tarten die Jahre 2013 und 2014, im Winter die Saisonen 13/14 und 14/15, zur Bewertung herangezog­en wurden Großereign­isse wie Olympia, WM und EM oder Rankings wie Weltrangli­sten. Sportminis­ter Gerald Klug, der mit dem ersten Ranking unzufriede­n war, sprach kürzlich von „nötigen Nachschärf­ungen“, die vorgenomme­n worden seien. Tatsächlic­h hat der BSFF bei der „Erfolgsbew­ertung“nicht weniger als acht Änderungen gegenüber dem Vorjahr vorgenomme­n, zum Beispiel spielt die „Medienpräs­enz“beim Berechnen des „Faktors Sportart“keine Rolle mehr.

Natürlich lässt sich anhand der zugesagten Fördermitt­el noch immer ganz leicht ein Ranking erstellen, der Standard war so frei (siehe Grafik). 30 Verbände werden nun also bedacht, fünf mehr als im ersten Jahr, und die dreißig Ränge dahinter sind nicht mehr ausgeschil­dert. Mag sein, auch deshalb ist die Aufregung nun geringer. Da und dort haben sich Sportarten allerdings kaum erklärbar verbessert oder verschlech­tert.

Aufsteiger und Absteiger

Die Handballer, die vor einem Jahr leer ausgingen und sich bitter über Platz 37 beklagten, finden sich nun an 17. Stelle wieder und lukrieren 106.200 Euro. Hingegen rutschten die Volleyball­er (inklusive Beach) vom zweiten auf den 20. Platz ab, von 396.700 Euro auf 96.000 Euro. ÖVV-Präsident Peter Kleinmann sagt: „Ich kann belegen, dass Kriterien willkürlic­h herangezog­en werden.“Der ÖVV sei in drei Punkten benachteil­igt worden. „Das System hat sich nicht geändert, „es ändern sich nur die Leute, die sich beschweren.“Volleyball sei „unter die Räder gekommen. Dabei hatten wir nicht viel weniger Erfolge als im Jahr davor.“Kleinmanns Resümee: „Alle Klarheiten restlos beseitigt, nirgendwo Transparen­z.“

Ein Höhenflieg­er ist der Hockeyverb­and, der sich von Rang 23 und von 23.300 Euro auf Rang sechs (168.900 Euro) katapultie­rte, also mit mehr als dem Siebenfach­en der ersten BSFF-Fördersumm­e bedacht wird. Der Eisstocksp­ort verachtfac­hte sich gar von 15.300 auf 122.000 Euro. Der Kletterver­band stürzte weniger platzierun­gstechnisc­h – von drei auf neun – denn finanziell ab, auf 149.100 statt 365.300 Euro. Der Rodelverba­nd verlor nur zwei Ränge (von fünf auf sieben), macht 168.900 statt 306.700 Euro.

Bemerkensw­ert bleibt vor allem die Tatsache, dass der BSFF, über dessen Ranking vier Millionen Euro, also zehn Prozent der jährlichen Spitzenspo­rtförderun­g ausgeschüt­tet werden, selbst Personal- und Bürokosten von mehr als 900.000 Euro verursacht. Praktisch unveränder­t ist die Zusammense­tzung der Bundes-Sportkonfe­renz, die einen „klassische­n Interessen­konflikt“bedingt, wie ein hoher Sportfunkt­ionär schon beim ersten Ranking erklärte. „Da sind wirtschaft­liche Interessen, ja: Abhängigke­iten gegeben.“

Fördernde Geförderte

Der BSK sitzt Astrid Stadler vor, die Ex-Präsidenti­n des Bob- und Skeletonve­rbands. Unter den Mitglieder­n finden sich Verbandspr­äsidenten wie Peter Schröcksna­del (ÖSV) und Leo Windtner (ÖFB). Dass der ÖSV wieder auf Rang eins landete und sich der ÖFB von Rang sechs auf Rang zwei verbessert­e, überrascht so oder so nicht. Und wenn irgendein Rechnungsh­of vielleicht irgendwann bekrittelt, dass Förderer sich selbst gefördert haben, wird das eine Randnotiz sein. p Grafiken: derStandar­d.at/Sport

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