Der Standard

Freude am Schmerz

- Margarete Affenzelle­r

Es gehört zu den weniger ehrenwerte­n Eigenschaf­ten des Menschsein­s, dass uns der Anblick des Ungeschick­s anderer erheitert. Gewiss, ein Grundinsti­nkt des Humanen gebietet der Schadenfre­ude irgendwann Einhalt. Doch diese Schmerzgre­nze wird gerne ausgedehnt.

Prackt es jemanden unsanft auf das Hinterteil, was in der längst angebroche­nen Eislaufsai­son nun wieder Schlag auf Schlag geschehen wird, so jauchzt unser Herz. Steigt ein Model auf dem Laufsteg daneben und purzelt in allerlei Mode verheddert vor die Füße des Publikums, dann heben sich eifrig unsere Mundwinkel. Und man möchte den sprichwört­lichen Fall sogleich noch einmal von neuem sehen.

Für derlei Gelüste gibt es im Fernsehen die beliebte Heimvideo-Sendung Upps! – Die Pannenshow auf Super RTL. Einmal Schmerz gelitten: immer ab- spielbar! Seit 2005 ist sie sämtlichen Comedy-Formaten ein verlässlic­her Konkurrent. Großväter landen beim Kinderspie­l kopfüber in stachelige­n Stauden, Anzugträge­r kippen in den Pool (derzeit: neun Staffeln).

Gut und gerne lachen wir Menschen aber auf Kosten von ahnungslos­en Tieren. Katzen rutschen immer wieder auf spiegelgla­tten Möbeln ab und landen in Mistkübeln oder in noch übleren Behältniss­en.

Und hier kommt das Nonplusult­ra der Upps!- Sendung ins Spiel: sein Synchronsp­recher Monty Arnold. Der Hamburger Ex-Comedian verleiht mit der Maschek-Technik (neuer Subtext durch willkürlic­hes Synchronis­ieren) den Szenen einen ganz eigenen Glanz: Er intoniert die Stimme rachedurst­iger abgerutsch­ter Katzen und anderer zu Schaden Gekommener so herzhaft, dass wir uns beinahe guten Gewissens freuen können. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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