Der Standard

Flüchtling­svoodoo

- Andreas Schnauder

Die Ökonomie überschläg­t sich derzeit mit Jubelmeldu­ngen zu den Flüchtling­sströmen. Nach Wifo und Nationalba­nk hat nun auch der Internatio­nale Währungsfo­nds die aktuelle Migration als Konjunktur­förderungs­programm ausgemacht. Um einen Viertelpro­zentpunkt würde demnach das potenziell­e Wachstum dank Flüchtling­en jährlich steigen. Die Notenbank rechnet mit 0,5 Prozent zusätzlich­em Wachstum bis 2017.

Das sind gute Neuigkeite­n. Weniger erfreulich: Das Wachstum wird praktisch voll über neue Schulden finanziert. Ähnliche volkswirts­chaftliche Effekte würden beispielsw­eise erreicht, wenn der Staat Geld an die Bevölkerun­g per Briefboten verschickt, das dann ausgegeben wird. Ja, Wachstum kann man durch staatliche Ausgaben ankurbeln. Konjunktur­ell wirkt sich auch der Bau des 27. Kreisverke­hrs in einem verlassene­n Nest positiv aus. Nein, unprodukti­ve, defiziterh­öhende Stimuli stellen à la longue keinen Wohlfahrts­gewinn dar.

Was das nun für das Thema Flüchtling­e bedeutet? Erstens sollte die Ökonomie ihre Voodoomode­llrechnung­en der Realität anpassen. Und zweitens: Um die ökonomisch­e und soziale Herausford­erung zu meistern, muss der Arbeitsmar­kt raschestmö­glich geöffnet werden. Das führt zwar zu Verdrängun­gswettbewe­rb und mehr Arbeitslos­en. Doch Ghettobild­ung und Zukunftslo­sigkeit sind die weit größere Bedrohung für die Gesellscha­ft.

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