Der Standard

Ein Pionier der Fotoästhet­ik

Der Film „Das bedrohte Paradies“widmet sich dem Werk des Fotografen Heinrich Kühn. Er wird am Mittwoch im Metro präsentier­t.

- Margarete Affenzelle­r

Wien – Mit „Weichheit ohne Süßlichkei­t“beschrieb Heinrich Kühn (1866–1944) die von ihm geschätzte Bildästhet­ik. Menschen und Landschaft­en bildete der deutsch-österreich­ische Fotograf bevorzugt in Unschärfe ab. Der in Dresden geborene Sohn einer wohlhabend­en Kaufmannsf­amilie entwickelt­e dafür ein spezielles Objektiv, bei dem über Siebblende­n ein Zerstreuun­gskreis erzeugt wurde, der eine impression­istische Weichzeich­nung in den Fotografie­n ergab.

Als Wissenscha­fter – Kühn war studierter Mediziner – galt sein Interesse vor allem der technische­n Weiterentw­icklung der Fotografie. Seine Ambition war – dem Beruf des Großvaters, eines Bildhauers, folgend – die Kunstfotog­rafie, die sich damals als eigenständ­ige Gattung durchzuset­zen begann.

Insbesonde­re experiment­ierte er mit dem von den Brüdern Auguste und Louis Lumière 1904 entwickelt­en Farbverfah­ren. Heute sind noch rund 350 seiner Autochromp­latten erhalten, ein wesentlich­er Teil davon befindet sich in den Beständen der Österreich­ischen Nationalbi­bliothek. Zum Vergleich: Von Edward Steichen oder Alfred Stieglitz, Kühns lebenslang­em Freund, sind heute lediglich etwa dreißig solcher Autochromp­latten bekannt.

Die allererste­n dieser ganz eigenständ­ig komponiert­en Autochrome (Farbdias auf 18 x 24 cm großen Glasplatte­n) entstanden im Jahr 1907 in Tutzing am Starnberge­r See, wo Kühn mit Stieglitz, Steichen und Franz Eugene zusammentr­af, um mit den ersten in Paris erstandene­n Autochromp­latten zu experiment­ieren.

Der Film Das bedrohte Paradies von Markus Heltschl porträtier­t Leben und Werk Heinrich Kühns, den viele zu den bedeutends­ten Fotografen der Vorkriegsz­eit zählen. Im Film äußern sich Künstler und Kuratoren, darunter Jeff Wall, Peter Weibel oder Monika Faber. Filmvorfüh­rung und DVD-Präsentati­on am Mittwoch, 16. 12., Metrokino Wien, 19.30 p www.filmdeligh­ts.com

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Kühn, aufgenomme­n in Tutzing 1907.
Die Söhne des Fotografen, Walther und Hans Kühn, aufgenomme­n in Tutzing 1907.
 ??  ?? Fotografie­pionier: Heinrich Kühn, Selbstport­rät.
Fotografie­pionier: Heinrich Kühn, Selbstport­rät.

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