Erste Frau an der Spitze der Rektorenkonferenz
Rektorin der Vetmed setzte sich gegen TU-Chefin durch
Wien – Sonja Hammerschmid ist die neue Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko). Das entschied die Präsidiumssitzung der Rektoren aller öffentlichen Universitäten Österreichs am Montag. Die Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien tritt die Nachfolge des amtierenden Uniko-Präsidenten Heinrich Schmidinger, Rektor der Universität Salzburg, an. Schmidinger hatte nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidiert. Hammerschmid bekleidet ihre neue Funktion ab 1. Jänner 2016. Zu ihrem Stellvertreter wurde Oliver Vitouch, Rektor der Uni Klagenfurt, gewählt.
Eines war aber schon im Vorfeld der Wahl klar: dass die Universitätenkonferenz in den kommenden Jahren von einer Frau geführt werden wird. Mit Sabine Seidler, Rektorin der Technischen Universität Wien, und Hammerschmid gab es schließlich nur zwei weibliche Kandidatinnen, die um den Chefsessel ritterten.
Nachdem mit Ingela Bruner an der Universität für Bodenkultur erst im Jahr 2008 die erste Frau zur Rektorin gewählt wurde, haben Frauen sich zunehmend an der Spitze der Universitäten etabliert. Inzwischen sind acht der 21 öffentlichen Universitäten in der Hand von Rektorinnen. Zuletzt traten Edeltraud Hanappi-Egger an der Wiener Wirtschaftsuniversität und Ulrike Sych an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ihren Job an.
Sie ist eine Vorreiterin innerhalb des Hochschulsektors: Sonja Hammerschmid ist nicht nur die erste Frau, die ab kommendem Jänner der Österreichischen Universitätenkonferenz vorstehen wird, sondern auch die erste Präsidentin des Rektorenverbands, die keine Professur innehat.
Nach dem Abschluss des Oberstufenrealgymnasiums in der oberösterreichischen Gemeinde Perg entschied sich Hammerschmid für ein Biologiestudium an der Universität Wien – allerdings etwas zögerlich. Auch eine Karriere als Designerin oder Ärztin hätten die heute 47-Jährige interessiert. „Es haben immer zwei Seelen in meiner Brust gelebt“, sagt Hammerschmid, die in der Schule an Designwettbewerben teilgenommen hat. Das letzte „Quäntchen Kreativität“habe der handwerklich begabten Mühlviertlerin aber gefehlt: Die Aufnahme an der Angewandten schlug fehl. Das neben Biologie begonnene Medizinstudium war zu überlaufen – „die Massen haben mich überfordert“.
Noch während ihrer Ausbildung in Genetik und Tumorbiologie trat Hammerschmid eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Boehringer Ingelheim an. Nach ihrem Doktorat forschte sie an der Uni Wien am Vienna Biocenter; wechselte danach als Produktmanagerin zu einem Laborausstatter. Diese „Flucht in die Industrie“hätte Hammerschmid wegen des unbefriedigenden wissenschaftlichen Alltags angetreten: „Nur wenige Experimente gehen auf, diesen Frust wollte ich nicht aushalten.“
2008 wurde Hammerschmid in den Universitätsrat der Vetmed entsendet, wo sie von Beginn an als „bestens vernetzte Wissenschafterin“galt: „Ich kannte die Leute in der Industrie und beherrschte zudem die Sprache der Wissenschafter“, sagt sie.
2010 trat die Exbereichsleiterin für Technologie im Austria Wirtschaftsservice als erste Frau nach Ingela Bruner den Job als Rektorin an. Ihrer Rolle war sich die Schwester eines jüngeren Bruders immer bewusst. Für Mädchen wollte sie „Vorbilder schaffen“. Quoten sah sie immer nur als „Notbehelf“. Diese würden sich erübrigen, „wenn Mädchen von Eltern und Lehrern mehr Selbstvertrauen erhielten“, sagte sie in ihrer ersten Rede als Rektorin. Sie sei von ihrem Vater stets ermutigt worden.
Die verheiratete Hammerschmid gilt als SPÖ-nahe. „Ich bin ein Arbeiterkind, will mich aber nicht in eine Schublade stecken lassen.“Auch einzelne Ansätze von ÖVP und Neos könne sie teilen.