Beim Mobilfunk lohnt sich Treue oft nicht
Mit einem Wechsel zu einem neuen Anbieter können Kunden meist vergünstigte Geräte und bessere Tarife abstauben. Langjährige Kunden sehen sich oft benachteiligt, sagt die Beratungsstelle der Arbeiterkammer Wien.
Wien – Die Mindestvertragsdauer ist abgelaufen, das eigene Handy veraltet: der ideale Zeitpunkt also, um seinen Vertrag zu verlängern und vom Mobilfunker ein neues Gerät zu erwerben. Doch wer Angebote miteinander vergleicht, wird schnell merken, dass Treue von Mobilfunkern oft weniger als ein Wechsel zu einem neuen Anbieter belohnt wird. Laut Arbeiterkammer Wien wurmt das immer mehr Menschen. Das Thema habe „Beratungsrelevanz“, sagt Daniela Zimmer. Kunden fragten sich, warum ein Neukunde Boni kriege, die er selbst als langjähriger Kunde nicht erhalte.
Ein Beispiel dafür sind etwa Vertragsverlängerungen mit Smartphone. Bei „3“zahlen neue Kunden, die den Mittelklassetarif „Hallo L“abschließen, zwischen fünfzig und hundert Euro weniger für Topgeräte als treue Kunden, die ihren Vertrag zu denselben Konditionen verlängern. Die Mobilfunker argumentieren das mit der Aktivierungsgebühr von 69 Euro, die jedoch bei zahlreichen Werbeaktionen wegfällt. Auch der Umstieg auf einen anderen Tarif verursacht Kosten – bei A1 und „3“sogar dann, wenn der Kunde später mehr Geld an die Mobilfunker überweist. Einzig T-Mobile ist hier die rühmliche Ausnahme: Tarifwechsel zu teureren Modellen sind kostenlos, bei Vertragsende wird man mit Neukunden gleichgestellt.
Geräte entsperren kostet
Außerdem bietet der Mobilfunker entsperrte Geräte an, die nach Vertragsende auch für andere Netze genutzt werden können. „3“setzt mittlerweile auch auf diese Praxis, das Entsperren alter, eigentlich „abbezahlter“Geräte kostet vierzig Euro. Bei A1 zahlen Kunden fünfzig Euro, wenn sie ihr Handy bei einem anderen Anbieter weiterverwenden möchten. Für Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer Wien handelt es sich hier um ein „Konstrukt an Nebenspesen“, das Kunden vor Vertragsabschluss nicht eindeutig übermittelt wird. Zusammen mit der momentan noch zwanzig Euro teuren Rufnummernportierung schreckt das viele Menschen ab, trotz besserer Angebote den Anbieter zu wechseln.
Dass sich Menschen schnell von kleinen Hürden von einem Wechsel abbringen lassen, bestätigt Bernadette Kamleitner, die auf der Wirtschaftsuniversität Wien zum Thema Kundenverhalten forscht. „Wir haben eine Präferenz für den Status quo“, so Kamleitner. Im Kopf erscheine der Aufwand weitaus größer, als er es tatsächlich sei, sagt Kamleitner.
„Es ist jeder blöd, der sich nicht umsieht“, sagt Reinhold Baudisch vom Vergleichsportal Durchblicker.at. Momentan gebe es rund vier Millionen Gerät-Tarif-Kombinationen, sagt Baudisch. In vielen Fällen zahle es sich aus, das Gerät gesondert zu erwerben und dann den idealen Tarif auszuwählen. „Das Marktfeld ist unübersichtlich“, sagt Baudisch – eine allseits gültige Regel gebe es nicht.