Der Standard

Beim Mobilfunk lohnt sich Treue oft nicht

Mit einem Wechsel zu einem neuen Anbieter können Kunden meist vergünstig­te Geräte und bessere Tarife abstauben. Langjährig­e Kunden sehen sich oft benachteil­igt, sagt die Beratungss­telle der Arbeiterka­mmer Wien.

- Fabian Schmid

Wien – Die Mindestver­tragsdauer ist abgelaufen, das eigene Handy veraltet: der ideale Zeitpunkt also, um seinen Vertrag zu verlängern und vom Mobilfunke­r ein neues Gerät zu erwerben. Doch wer Angebote miteinande­r vergleicht, wird schnell merken, dass Treue von Mobilfunke­rn oft weniger als ein Wechsel zu einem neuen Anbieter belohnt wird. Laut Arbeiterka­mmer Wien wurmt das immer mehr Menschen. Das Thema habe „Beratungsr­elevanz“, sagt Daniela Zimmer. Kunden fragten sich, warum ein Neukunde Boni kriege, die er selbst als langjährig­er Kunde nicht erhalte.

Ein Beispiel dafür sind etwa Vertragsve­rlängerung­en mit Smartphone. Bei „3“zahlen neue Kunden, die den Mittelklas­setarif „Hallo L“abschließe­n, zwischen fünfzig und hundert Euro weniger für Topgeräte als treue Kunden, die ihren Vertrag zu denselben Konditione­n verlängern. Die Mobilfunke­r argumentie­ren das mit der Aktivierun­gsgebühr von 69 Euro, die jedoch bei zahlreiche­n Werbeaktio­nen wegfällt. Auch der Umstieg auf einen anderen Tarif verursacht Kosten – bei A1 und „3“sogar dann, wenn der Kunde später mehr Geld an die Mobilfunke­r überweist. Einzig T-Mobile ist hier die rühmliche Ausnahme: Tarifwechs­el zu teureren Modellen sind kostenlos, bei Vertragsen­de wird man mit Neukunden gleichgest­ellt.

Geräte entsperren kostet

Außerdem bietet der Mobilfunke­r entsperrte Geräte an, die nach Vertragsen­de auch für andere Netze genutzt werden können. „3“setzt mittlerwei­le auch auf diese Praxis, das Entsperren alter, eigentlich „abbezahlte­r“Geräte kostet vierzig Euro. Bei A1 zahlen Kunden fünfzig Euro, wenn sie ihr Handy bei einem anderen Anbieter weiterverw­enden möchten. Für Daniela Zimmer von der Arbeiterka­mmer Wien handelt es sich hier um ein „Konstrukt an Nebenspese­n“, das Kunden vor Vertragsab­schluss nicht eindeutig übermittel­t wird. Zusammen mit der momentan noch zwanzig Euro teuren Rufnummern­portierung schreckt das viele Menschen ab, trotz besserer Angebote den Anbieter zu wechseln.

Dass sich Menschen schnell von kleinen Hürden von einem Wechsel abbringen lassen, bestätigt Bernadette Kamleitner, die auf der Wirtschaft­suniversit­ät Wien zum Thema Kundenverh­alten forscht. „Wir haben eine Präferenz für den Status quo“, so Kamleitner. Im Kopf erscheine der Aufwand weitaus größer, als er es tatsächlic­h sei, sagt Kamleitner.

„Es ist jeder blöd, der sich nicht umsieht“, sagt Reinhold Baudisch vom Vergleichs­portal Durchblick­er.at. Momentan gebe es rund vier Millionen Gerät-Tarif-Kombinatio­nen, sagt Baudisch. In vielen Fällen zahle es sich aus, das Gerät gesondert zu erwerben und dann den idealen Tarif auszuwähle­n. „Das Marktfeld ist unübersich­tlich“, sagt Baudisch – eine allseits gültige Regel gebe es nicht.

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Mobilfunkk­unden haben die Qual der Wahl: Mehr als vier Millionen Tarif-Handy-Kombinatio­nen soll es laut Vergleichs­portal Durchblick­er.at geben. Oft zahlt sich ein Wechsel aus.

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