Der Standard

Iran-Bericht abgesegnet

IAEA-Chef: Teheran setzt Atomdeal um

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Wien – Der Gouverneur­srat der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde IAEA hat in Wien eine Resolution verabschie­det, die den Abschlussb­ericht der Behörde zur Untersuchu­ng früherer Nuklearakt­ivitäten des Iran bestätigt. Darin wurde aber auch festgehalt­en, dass der Iran weiterhin überwacht werde. IAEAGenera­ldirektor Yukiya Amano sagte bei einer Pressekonf­erenz am Dienstagab­end, nach seinen Informatio­nen sei der Iran dabei, die verlangten Restriktio­nen tatsächlic­h umzusetzen – und zwar „mit hoher Geschwindi­gkeit“. Eine genaue Bewertung werde aber „noch mehrere Wochen“dauern.

Mit dem IAEA-Beschluss wird der Weg für eine grundsätzl­iche Beilegung des jahrelange­n Streits geebnet, wichtige Schritte für eine Beendigung der Iran-Sanktionen stehen aber noch aus. (red)

Wien – Die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde (IAEA) mit Sitz in Wien hat am Dienstag ein wichtiges Kapitel im jahrelange­n Atomstreit mit dem Iran abgeschlos­sen. Die Mitgliedss­taaten wollen künftig auf die Untersuchu­ng früherer Atomprojek­te des Iran verzichten und bestätigte­n den Endbericht zum iranischen Atomwaffen­programm nun auch formell, nachdem der Inhalt des Dokuments schon Anfang Dezember publik geworden war. In der Resolution vom Dienstag wird aber auch festgehalt­en, dass der Iran weiter überwacht wird.

Durch die Entscheidu­ng des IAEA-Gouverneur­rates wird auch das Kapitel geschlosse­n, das die „mögliche militärisc­he Dimension“(PMD) des iranischen Atomprogra­mms untersuche­n sollte – ein erwarteter Vorgang, der aber nicht unumstritt­en und jedenfalls politisch weitreiche­nd ist.

Der IAEA-Bericht selbst ist rein technische­r Natur, dennoch ziehen die involviert­en Mächte – allen voran die USA, Israel und der Iran – daraus eigene politische Schlüsse: Der Iran, so ist dem Bericht zu entnehmen, hatte den Ehrgeiz, den kompletten Brennstoff­kreislauf technisch zu meistern, und setzte zumindest einige Schritte in diese Richtung.

An Kompetenz gearbeitet

Auf dieser Kompetenz aufbauend, hätte Teheran dann prinzipiel­l wohl an technische­n Aspekten einer Atombombe arbeiten können – sollte einmal die politische Entscheidu­ng fallen, eine solche zu bauen. Aber gefallen ist eine solche Entscheidu­ng offenbar nie: Dem IAEA-Bericht zufolge stand Teheran niemals kurz vor dem Bau einer Atombombe – wovor aber Israel jahrelang wiederholt gewarnt hatte.

Dienstagvo­rmittag hatte IAEAGenera­ldirektor Yukiya Amano zu Beginn der Sitzung des Gouverneur­rates noch einmal seine Sicht der Dinge deutlich gemacht: Zu- letzt seien „signifikan­te Fortschrit­te“erzielt worden – die „Zeit zum Ausruhen“sei jedoch noch nicht gekommen. „Nun werden ähnliche Bemühungen erforderli­ch sein, um das Abkommen auch zu implementi­eren.“Ähnliches sagte er auch bei einer Pressekonf­erenz am Abend.

In den Startlöche­rn

Auf die nun erfolgte formale Bestätigun­g des Berichts wartete nicht nur die internatio­nale Politik, sondern auch die Wirtschaft. Nicht zuletzt Unternehme­n aus den UN-Vetomächte­n USA, Russland, China, Frankreich und Großbritan­nien sowie aus Deutschlan­d – sie alle waren in die Iran-Gespräche direkt involviert – scharren in den Startlöche­rn. Aber auch andere Länder, die bereits in der Vergangenh­eit Geschäfte mit dem Iran gemacht hatten – so auch Österreich –, bereiten sich schon länger auf eine Wiederaufn­ahme der Beziehunge­n vor.

Vor allem die USA hatten zuletzt klargemach­t, dass sie in die Zukunft blicken wollen. Daher werde man auch über Grauzonen in der Vergangenh­eit hinwegsehe­n.

In diesem Sinn war auch das Statement des US-Botschafte­rs bei der Uno und der IAEA in Wien, Henry S. Ensher zu verstehen: Er bezeichnet­e den Bericht der Atomenergi­ebehörde als „Meilenstei­n“. Der JCPoA (Joint Comprehens­ive Plan of Action, so die offizielle Bezeichnun­g des Atomdeals) sei zukunftsge­richtet und werde sicherstel­len, dass der Iran auch künftig keine Aktivitäte­n unternehme­n kann, die im Zusammenha­ng mit Nuklearwaf­fen stehen. Die USA würden einmal mehr bekräftige­n, dass die IAEA auch in Zukunft voll operativ bleiben müsse, so Ensher; auch wenn der aktuelle Vorgang abgeschlos­sen sei, müsse die Behörde auch in Zukunft alle Mittel und Möglichkei­ten bekommen, jederzeit neue Untersuchu­ngen durchzufüh­ren, sollte es Anlass dazu geben. (schub, gian)

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Foto: Reuters / H.-P. Bader Yukiya Amano, Generaldir­ektor der IAEA.

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