Der Standard

US-Berlusconi Trump und ein Pferd namens Dummheit

Die Republikan­er haben keinen alternativ­en Plan für die USA, deshalb hat Hillary Clinton – bleibt die Wirtschaft stabil – Vorteile im Wahlkampf, sagt US-Ökonom Peter Boettke.

- INTERVIEW: Christoph Prantner F.: Independen­t Institute

Standard: Die Klimaeinig­ung von Paris wurde bisher kaum diskutiert im US-Wahlkampf. Warum? Boettke: Es gibt Rhetorik und Realität. Auf der rhetorisch­en Seite befinden sich die Republikan­er in einer beinahe unglaublic­hen Leugnung jeglichen Klimawande­ls; die Demokraten dagegen wollen als die Champions bei diesem Thema erscheinen. Es ist eine Mit-miroder-gegen-mich-Frage, bei der keinerlei Kompromiss­e zu erwarten sind. Wenn es aber um die Realität geht: Werden die USA fossile Energieträ­ger einschränk­en? Das kann ich mir aus jetziger Sicht nicht vorstellen.

Standard: Was wird aus Ihrer Sicht das dominieren­de wirtschaft­liche Wahlkampft­hema sein? Boettke: Derzeit wird die Debatte in den USA sehr vom Populismus bestimmt. Das hat eine lange Tra- dition. Versproche­n werden ein Huhn in jedem Topf, ein Job für jeden Amerikaner und kostenlose Bildung für alle Kinder. Die Wege, die das möglich machen sollen, sind höchst dubios. Die Rechten verspreche­n Steuersenk­ungen, die Demokraten wollen die Superreich­en blechen lassen. Aber wird aus diesen Verspreche­n tatsächlic­h Politik? Als Ökonom würde ich sagen, die Mittel sind inkompatib­el mit den Zielen, die gesetzt werden. Es sind leere Versprechu­ngen. Was in den USA passiert, ist, dass am Ende des Tages die stärksten Interessen­gruppen ihre Ziele durchsetze­n.

Standard: Man geht davon aus, dass 2016 ökonomisch ein gutes Jahr sein wird. Wird die Wirtschaft überhaupt entscheide­nd sein? Boettke: Das hängt von der Fed ab. Wenn sie die Zinsen erhöht, wer- den Investitio­nen zurückgeha­lten, und es könnte eine Abwärtsbew­egung in Gang kommen. Bleiben die Zinsen auf niedrigem Niveau und die Wirtschaft in gutem Zustand, wird das Kandidaten bevorteile­n. Aus meiner persönlich­en Sicht haben die Republikan­er bisher keine kohärente Alternativ­e zum Status quo vorgelegt. Hillary Clinton dagegen bietet eine Fortführun­g des Existieren­den an. Aus meiner Sicht wird die Fed die Zinsen weiter niedrig halten und die Wirtschaft sich weiter erholen – durch Profite aus dem Außenhande­l, Innovation­sgewinne und entgegen störenden politische­n Interventi­onen. Ein Wirtschaft­ssystem ist wie ein Rennen mit drei Pferden. Das erste heißt Smith und steht für die Gewinne aus dem Handel. Das zweite heißt Schumpeter und steht für Innovation­sgewinne. Und das dritte heißt Dummheit. Solange Smith und Schumpeter vorn liegen, kann die öffentlich­e Hand viele Dummheiten machen, es wird morgen immer besser sein als heute. Nur wenn die Dummheit vorn liegt, bricht die Wirtschaft­skrise aus. Das würde wohl passieren, wenn Donald Trump Präsident wird. Er ist ein Protektion­ist, der massive Zölle angekündig­t hat.

Standard: Kann Trump die Nominierun­g bekommen? Boettke: Er hat sich schon mindestens zehnmal politisch ins Knie geschossen. Das hat ihm bisher nicht geschadet. Es ist schwer vorstellba­r, dass er nominiert werden könnte. Aber er hat derzeit auch keine Gegner, die sich als zwingende Alternativ­e aufdrängen. Er ist so etwas wie ein amerikanis­cher Berlusconi. Ich hätte nicht gedacht, dass er es so weit schafft. Es dauert noch lange bis zur Wahl. Aber wäre er der republikan­ische Kandidat, würde Hillary Clinton einen Erdrutschs­ieg landen. Das wäre meine Prognose.

PETER BOETTKE (55) ist Professor für Wirtschaft und Philosophi­e an der G. Mason University in Fairfax und Direktor des Hayek Program am Mercatus Center. Morgen, Donnerstag, spricht er im Wiener Institut für die Wissenscha­ften vom Menschen zum Thema „Economic Policy and the 2016 Presidenti­al Race“. Spittelaue­r Lände 3, 18 Uhr.

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